Letztes Jahr vergab Morningstar zum ersten Mal eine europaweite Auszeichnung für den besten Fondsmanager für europäische Aktien. Diese qualitative Prämierung basiert auf der Expertise und Erfahrung unseres 28köpfigen Fondsresearch-Teams in Europa, das seit letztem Jahr weiter gewachsen ist und mittlerweile 1.100 Fonds einer qualitativen Bewertung unterzogen hat.
Um in diesem Jahr für den Morningstar European Equity Manager of the Year nominiert zu werden, sollten Fondsmanager mit ihren Europa-Aktienfonds nicht nur über gute Leistungen im Jahr 2010 verfügen. Sie sollten sich auch langfristig als ausgezeichnete Treuhänder des ihnen anvertrauten Kapitals erweisen. Daher kommt es bei der Nominierung insbesondere auf die Qualität von Fondsmanagement, Investmentprozess und Fondsgesellschaft an. Nicht zuletzt berücksichtigen unsere Analysten auch die Gebühren. Die Anforderungen sind somit dieselben wie beim qualitativen Rating.
Für den Morningstar European Equity Manager of the Year nominieren wir die im Folgenden genannten Fondsmanager. Der Gewinner wird auf der ersten europäischen Morningstar Investmentkonferenz am 10. März 2011 in Wien bekanntgegeben.
Frank Hansen, Allianz RCM Small Cap Europa
Frank Hansen hat sich als einer der besten Fondsmanager für europäische Nebenwerte etabliert. (Der Fondsname bezieht sich auf Small Caps, aber Hansen kann auch in mittelgroße Unternehmen investieren – bis zu einer Marktkapitalisierung von 4 Mrd. Euro. Diese Flexibilität hat der Fondsmanager in der Vergangenheit genutzt.) Hansen verantwortet den Fonds seit mehr als zehn Jahren. In dieser Zeit hat er sich konsequent auf die Auswahl von Wachstumswerten hoher Qualität konzentriert. Er leitet ein stabiles Nebenwerteteam, dessen Mitglieder in Frankfurt und London sitzen. Hansen investiert zwar in höher bewertete Aktien als value-orientierte Manager, doch streut der Fondsmanager die Risiken über rund 100 Titel und begrenzt das Gewicht der Einzeltitel auf drei Prozent. Er investiert benchmark-unabhängig und hat durch sein aktives Management für Anleger langfristig hohen Mehrwert erzielt.
Die Fondsperformance wurde 2010 hauptsächlich durch die Aktienselektion getrieben. Aktien wie Asos PLC, Weir Group, Dufry aber auch Werte außerhalb der Benchmark wie Delticom und Burberry Group hatten wesentlichen Anteil an der Rendite von 34,7% für 2010. Damit übertraf der Fonds den Kategoriedurchschnitt um zwölf Prozentpunkte, was einer Platzierung unter dem besten Zehntel der Vergleichsgruppe entspricht. Die Anlagestrategie ist durchaus mit Risiken verbunden, wie das unterdurchschnittliche Abschneiden des Fonds 2008 illustriert. Anleger, die in schnell wachsende europäische Nebenwerte investieren möchten, sind hier aber an der richtigen Adresse.
Cédric de Fonclare, Jupiter European Special Situations
Cédric de Fonclare verdient aus gutem Grund unsere positive Einschätzung, nicht zuletzt wegen seiner Erfahrung. Er managt den Jupiter European Special Situations seit 2000. Zunächst teilte er sich die Verantwortung mit dem vormaligen Manager Leon Howard-Spink, bevor er im Juli 2005 die volle Verantwortung übernahm. Fonclare ist außerdem seit Mai 2001 für den europäischen Teil (ohne UK) des Jupiter Global Managed Fonds verantwortlich und steuert seit Januar 2003 den Jupiter JGF European Opportunities.
Fonclare verwendet die meiste Zeit auf die Aktienanalyse und hat keinen bevorzugten Stil wie Growth oder Value. Seine pragmatische Herangehensweise bezieht auch eine starke Top-Down-Komponente in die Aktienselektion mit ein. Dieser holistische Blick hat ihm in der Vergangenheit bei verschiedenen Gelegenheiten genutzt. Auf der Aktienebene will der Fondmanager die Wachstumsdynamik des Geschäftsmodells verstehen, damit er die potentielle Unterbewertung abschätzen kann. Die Benchmark hat er zwar im Blick, lässt sich von dieser aber nicht einengen. Sein flexibler Investmentstil ergibt ein Portfolio, das sich an Konjunktur- und Markttrends orientiert.
Fonclares Anlagestil hat sich in unterschiedlichen Marktphasen bewährt. Seit er das Mandat verantwortet, hat der Fonds seine Benchmark FTSE World Europe ex UK und den Kategoriedurchschnitt geschlagen. Während des schwierigen Jahres 2008 verlor der Fonds weniger als die Konkurrenz und der Index. Nach einer durchschnittlichen Performance 2009 fand der Fonds 2010 zu alter Stärke zurück. Wir halten Cédric de Fonclare für einen guten und bewährten Fondsmanager
Guy Lerminiaux, Petercam Equities Euroland
Guy Lerminiaux kann auf über 20 Jahre Investmenterfahrung zurückblicken und ist seit 2002 als Chief Investment Officer für den Aktienbereich bei Petercam verantwortlich. Lerminiaux setzt diese Aufgabe mit der vom belgischen Fondsspezialisten bekannten stark ausgeprägten Investmentkultur um. Petercams Philosophie drückt sich auch in den für Anleger vorteilhaften Gebühren aus. Die Managementvergütung ist über die gesamte Produktpalette unterdurchschnittlich. Beim Petercam Equities Euroland fällt für die Retail-Tranche eine Managementgebühr von lediglich einem Prozent an. Die niedrige Gesamtkostenquote (TER) in Höhe von 1,15% liegt deutlich unter dem Median der Morningstar Kategorie ‚Aktien Euroland Standardwerte‘.
Lerminiaux ist ein versierter Stockpicker. Bevor der Manager in ein Unternehmen investiert, sucht er den Kontakt zu den Verantwortlichen. Er schwimmt nicht mit der breiten Masse und scheut auch nicht davor zurück, eine Gegenposition einzunehmen. Lerminiaux ist selbstkritisch und gesteht den Fehler ein, das Ausmaß der Finanzkrise 2008 unterschätzt zu haben. Auch wenn sich der Stockpicker Lerminiaux in den Jahren 2008 und 2009 vielleicht zu stark an den übergeordneten Top-Down-Einschätzungen orientierte, hat er 2010 sein Können ein weiteres Mal unter Beweis gestellt.
Gary Wright, Kempen European Small Cap
Gary Wright ist ein sehr erfahrener Manager, der es versteht, seine Freiheiten im Investmentprozess geschickt zu nutzen. Mit dem Kempen European Small Cap investiert er sowohl in europäische Small Caps als auch in höher kapitalisierte Mid Caps. Wright kann auf die Unterstützung von sechs ebenfalls sehr erfahrenen Kollegen bauen. Ins Portfolio schaffen es mit 30 bis 40 Werten nur Unternehmen, von denen Wright besonders stark überzeugt ist. Durch die daraus resultierende hohe Gewichtung wird die Wertentwicklung stark von einzelnen Stockpicks beeinflusst. Der Großteil der im Portfolio enthaltenen Unternehmen verfügt über ein fähiges Management, liefert einen hohen Cash Flow und einen hohe Rendite auf das eingesetzte Kapital. Ein kleiner Teil des Fondsvermögens wird in Unternehmen investiert, die sich in einem Umstrukturierungsprozess befinden.
Seit der Manager den Fonds vor fünf Jahren übernahm, hat er den Durchschnitt vergleichbarer Produkte um drei Prozentpunkte pro Jahr übertroffen. 2009 und 2010 konnte Wright die Konkurrenz sogar um je zehn Prozentpunkte schlagen, was sich in einer Platzierung im ersten Dezil der Vergleichsgruppe innerhalb der letzten zwei Kalenderjahre niederschlägt. Für diese guten Ergebnisse waren besonders die Aktienpicks in Ländern außerhalb der Eurozone, wie beispielsweise der Schweiz, verantwortlich. Auf Einzeltiteleben zählten unter anderem Rieter Holding, Mobilezone und Metso Corporation zu den besten Werten. Darüber hinaus hatte Wright mit dem Untergewicht in den sogenannten PIIGS Staaten und dem Finanzsektor ein gutes Händchen. Die Risikokennzahlen fallen zwar etwas höher als bei vergleichbaren Produkten aus, für Anleger dürfte sich dies aber in höheren langfristigen Erträgen auszahlen. Der Fonds ist eine herausragende Wahl für europäische Small und Mid Caps.
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