Seit der Einführung von UCITS III hat sich die Anzahl der Fonds mit alternativen Investmentstrategien massiv erhöht. In der Vergangenheit handelte es sich dabei meistens um Hedgefonds, die in den seltensten Fällen als Unit Trust oder als offener Investmentfonds für den Privatinvestor konzipiert waren. Durch die Änderungen der UCITS III-Richtlinie, die nun alternative Investmentstrategien in UCITS-Fonds erlaubt, sind diese Strategien auf dem Publikumsfondsmarkt stark im Kommen. Das liegt auch an dem relativ guten Abschneiden alternativer Strategien während der Finanzkrise sowie der im Publikumsfondsmantel angebotenen Liquidität und den Anlegerschutzbestimmungen.
Bisher hatte Morningstar diese Fonds in drei Kategorien eingeteilt: EUR Absolute Return, Non-Euro Absolute Return und Long/Short. Entgegen der Praxis in den meisten anderen Morningstar Kategorien wurden Fonds anhand ihres Investmentziels, das im Prospekt verankert ist, in die zwei Absolute-Return-Kategorien eingeordnet und nicht nach dem zugrunde liegenden Portfolio oder der Investmentstrategie. Ein entscheidendes Merkmal bei Absolute-Return-Fonds ist, dass sie ein absolutes (positives) Renditeziel anstreben, wie z.B. die Inflation plus 4% jährlich, anstatt einen Referenzindex wie den MSCI World schlagen zu wollen. Die Long/Short-Kategorie hat sich eher an der angewandten Investmentstrategie orientiert. Dabei wurden Fonds entsprechend ihrer Short-Positionen bei einzelnen Wertpapieren in diese Kategorie eingeordnet.
Morningstar nutzt normalerweise das Investmentportfolio als primäre Grundlage für die Einteilung eines Fonds in eine Kategorie. Das zweite Kriterium sind die Techniken, die bei der Umsetzung der Strategie zum Einsatz kommen. Unsere neuen Kategorien für alternative Investmentstrategien in Europa folgen diesem Prozess. Die oben genannten drei Kategorien werden nun auf 18 Kategorien entsprechend ihrer Strategie und ihres Portfolios verfeinert. Dabei berücksichtigen wir insbesondere das Anlageziel ‚Absolute Return‘ nicht mehr für die Klassifizierung
Dies soll nicht dazu dienen, Fonds mit einem erklärten Anlageziel zu benachteiligen. In vielen Fällen hilft das erklärte Renditeziel, den Anlageerfolg der Fonds einzuschätzen. Dennoch vermittelt es den Anlegern wenig Information darüber, wie dies im Portfoliomanagement umgesetzt wird. Die neuen Kategorien sollen den Anlegern helfen, den wachsenden Markt für alternative Investmentstrategien besser zu verstehen.
Die Kategorien
Die bisherige Long/Short-Kategorie wurde in sechs Kategorien aufgeteilt – eine für Anleihen und fünf für regionale Aktienfonds. In der Sprache der Hedgefonds handelt es sich dabei um direktionale (directional) Strategien.
Fonds in der Kategorie Alt – Long/Short Debt kaufen oder verkaufen Credit Default Swaps sowie andere Derivate, um einen Teil des Marktrisikos abzusichern. Einer der größten Fonds in dieser Kategorie ist der Threadneedle Absolute Return Bond Fonds. Dieser Fonds besitzt die Flexibilität CDS zu kaufen, um das Kreditrisiko abzusichern, Zinsfutures zu handeln sowie andere Strategien zu verwenden, die bei klassischen ‚long-only‘ Rentenfonds nicht gängig sind.
Die fünf direktionalen Kategorien bei den Aktienfonds beziehen sich insbesondere auf das Portfolio und die regionale Ausrichtung. Fonds, die in Europa, Großbritannien, USA und in die Schwellenländer investieren, ohne einen bestimmten regionalen Schwerpunkt zu haben, fallen in die Kategorie Alt – Long/Short Aktien weltweit. Dabei wird von signifikanten Short-Positionen ausgegangen, indem Aktien oder Aktien-Future-Indizes direkt leer verkauft oder Contracts For Difference gehalten werden. Ein Fonds, der in die neu geschaffene Alt – Long/Short Aktien Europa-Kategorie gehört, ist der Ennismore European Smaller Companies.
Die Ausnahme zu dieser Definition bilden 130/30 Fonds. Der Zweck einer Short-Position in einem Long/Short-Fonds liegt in der Reduzierung des Beta und der Marktkorrelation. Die 130/30 Fonds sind davon zu unterscheiden, da sie Short-Positionen nicht verwenden, um das Marktrisiko zu reduzieren.
Weitere Kategorien versuchen dagegen, das Marktrisiko als Quelle des Ertrags vollkommen auszuschalten. In der akademischen Welt werden dafür viele Bezeichnungen verwendet wie Arbitrage, Relative Value oder Market Neutral. Indem das Marktrisiko komplett abgesichert wird, sollen diese Strategien ausschließlich Alpha erzielen, das unabhängig von den Bewegungen des Aktien- oder Rentenmarkts ist. Wir haben drei Kategorien geschaffen: Alt – Aktien Market Neutral, Alt - Debt Arbitrage und Alt - Diversified Arbitrage. Wie die Namen besagen, verfolgt jede Kategorie ihre eigene Strategie mit den entsprechenden Positionen in den Fonds. Fonds der Kategorie Alt – Aktien Market Neutral investieren hauptsächlich in Aktien und Derivate, die an Aktien gekoppelt sind. Der Fonds JPM Highbridge Statistical Market Neutral verfolgt eine marktneutrale Strategie gemäß UCITS seit 2007. Diese Strategie wird in einem Investmentfonds ebenfalls in den USA angeboten und als Hedgefonds in den Cayman Islands. Fonds der Kategorie Alt - Debt Arbitrage investieren hauptsächlich in Anleiheinstrumente und entsprechende Derivate. Die Fonds der Kategorie Alt - Diversified Arbitrage investieren in eine Mischung aus Anlageklassen und nicht hauptsächlich in eine der beiden zuvor genannten Kategorien. Das Marktrisiko wird überwiegend abgesichert.
Die bisher genannten neun neuen Kategorien beruhen auf der Investmentstrategie. Dann erst wird die Anlageklasse überprüft, in die der Fonds investiert. Die nächste Gruppe geht genau anders herum vor: Erst wird die Anlageklasse überprüft, in die der Fonds investiert und dann die Investmentstrategie. Fonds dieser Gruppe investieren hauptsächlich in Derivate.
Die Fonds der Kategorie Alt – Systematic Futures benutzen einen technischen Ansatz, um in Futures zu investieren. Die meisten dieser Strategien basieren auf dem Momentum und hängen weniger von den diskretionären Entscheidungen eines Fondsmanagers ab. Man AHL Trend ist ein Beispiel für einen Fonds, der solche technischen Ansätze für die Aufstellung des Portfolios benutzt. Diese Strategien werden generell als ‚direktional‘ betrachtet.
Demgegenüber stehen ‚Global Macro’ Fonds. Hier ändern die Fondsmanager die Long- und Short-Positionen bei Sektoren und Anlageklassen entsprechend dem fundamentalen Research und makroökonomischer Prognosen. Momentum- und technische Faktoren spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Fonds, die diese Strategie verfolgen, gehen sowohl direktionale als auch Relative-Value-Positionen ein.
Die letzten zwei Kategorien innerhalb dieser Gruppe lauten Alt - Währungen und Alt - Volatilität. Währungsfonds erzielen ihre Rendite durch Bewegungen am Währungsmarkt. Diese Investments beinhalten Wetten auf Währungspaare, direktionale Wetten auf eine bestimmte Währung und andere Handelsstrategien, die auf den Änderungen der Wechselkurse beruhen.
Volatilitätsstrategien beinhalten u.a. Volatilitäts-Arbitrage und die Verwendung von Optionen. Preisänderungen der Derivate durch die implizierte und erwartete Volatilität sind die Hauptertragsquellen dieser Fonds.
Die verbleibenden Kategorien kann man unter dem Begriff Multi-Prozess zusammenfassen. Sie investieren in eine Vielzahl von Anlageklassen. Fonds der Kategorie Alt – Event Driven sind sowohl in Relative-Value- als auch in direktionale Strategien aktiv, wobei es sich um unternehmensbezogene Ereignisse handelt wie Zahlungsunfähigkeit, Restrukturierung, M&A (Übernahmen und Fusionen) sowie Änderungen in der Unternehmensstrategie.
In Fonds mit multiplen Strategien (Alt - Multistrategy) verteilt ein einziges Managementteam Vermögen auf eine Vielzahl von alternativen Investmentstrategien. Diese Fonds variieren von Global-Macro-Fonds durch die Umsetzung ihrer Strategie, indem Fonds mit multiplen Strategien eine fundamentale Auswahl der Wertpapiere innerhalb einer jeder Strategie vornehmen. Global-Macro-Fonds konzentrieren sich auf die Auswahl der richtigen Anlageklasse.
Die letzten drei Multi-Prozess-Kategorien sind Alt – Dachfonds Aktien, Alt - Dachfonds – Multistrategy und Alt - Dachfonds - Sonstige. Morningstar trennt normalerweise bei der Klassifizierung nicht zwischen Dachfonds und Einzelfonds. Für die alternativen Investmentstrategien gehen wir anders vor, da die meisten Dachfonds entsprechend unserer Kriterien sonst in die Kategorie Alt - Multistrategy fallen würden. UCITS Hedge-Dachfonds haben wenig Gemeinsamkeit mit traditionellen Dachfonds. In der akademischen Literatur ist eine Unterscheidung zwischen Hedge-Dachfonds und Multistrategy-Hedgefonds gängig. Wir folgen der Vorgehensweise in der Hedgefonds-Industrie und trennen die Fonds für die Vergleichsgruppenanalyse. Fonds der Kategorie Alt- Dachfonds – Aktien nutzen hauptsächlich marktneutrale und Long/Short Fonds. Die Kategorie Alt – Dachfonds – Sonstige enthält Fonds, die sich auf eine Anlageklasse konzentrieren wie Global-Macro und Systematic-Futures-Strategien. Die Kategorie Alt – Dachfonds Multistrategy enthält Dachfonds, die alle der oben genannten alternativen Investmentstrategien vereint, ohne einen speziellen Fokus zu haben.
Da der Markt für alternative Investmentstrategien weiter wächst, erwarten wir, dass mehr und mehr neue Fonds aufgelegt werden. Viele dieser unter die UCITS-III-Richtlinie fallenden Fonds stammen von Hedgefonds ab, die für institutionelle und qualifizierte Investoren zur Verfügung stehen. Unsere Kategorien für Hedgefonds und klassische Investmentfonds beruhen auf derselben Struktur. Wir hoffen, dass diese Kategorien es einfacher machen, sich mit der Vielzahl von Anlageklassen und Handelsstrategien vertraut zu machen, die nun allen Investoren zur Verfügung stehen.
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