Ein Investmentfonds hat sich in den letzten Jahren für Investoren als erste Wahl für Anlagen am weltweiten Rentenmarkt erwiesen. Die Zuflüsse in weltweite Rentenfonds nehmen seit Mai 2009 zu. Seither konnte der Templeton Global Bond nach Morningstar-Schätzungen USD 41,3 Mrd. an neuen Finanzmitteln einsammeln, was fast 60 % der gesamten Mittelzuflüsse bei globalen Rentenfonds während dieses Zeitraums repräsentiert. Der USD 61,5 Mrd. schwere Templeton Global Bond macht mittlerweile rund 40 % des Gesamtanlagevermögens bei weltweit anlegenden Rentenfonds aus. (Diese Zahlen beziehen sich auf die US-domizilierte Version des Fonds. Auch die für europäische Anleger vertriebenen Anteilsklassen des Fonds kommen auf 37% des verwalteten Vermögens in der Morningstar Kategorie ‚Anleihen Global‘.)
Der Fonds verdankt seine Popularität seiner hervorragenden Bilanz. In den vergangenen fünf Jahren konnte er um 9,1% p.a. zulegen, während der durchschnittliche Fonds der Kategorie es lediglich auf 4,4% p.a. brachte. Die Rendite des Fonds zeigt zudem, dass das höhere Risiko, das aus dem unbeschränkten strategischen Investmentprozess resultiert, sehr gut gesteuert wurde. Der Templeton Global Bond trägt das qualitative Rating ‚Gut‘. Investoren, die nach Diversifikation streben, konnten in den vergangenen fünf Jahren von einer sehr geringen Korrelation mit dem Barclays Euro Aggregate Bond Index profitieren, die deutlich geringer war als beim typischen Vergleichsfonds.
Viele Anleger, die in diesem Fonds investiert sind, werden vielleicht überrascht sein zu erfahren, wie ungewöhnlich das ist. Selbst als sich der Fonds in den vergangenen zwei Jahren im Volumen vervierfacht hat, zeigte sein Portfolio keine Anzeichen, seine eigenwilligen Qualitäten zu verlieren. Mit Wetten auf Chinas Wirtschaft und der Reduzierung des Zinsrisikos könnte der Fonds gegenwärtig seine kühnste Aufstellung haben.
Wie dieser Fonds heraussticht
Die Kategorie globaler Anleihenfonds enthält ein Sammelsurium von Strategien, was zu einer breiten Streuung der Renditen innerhalb eines Jahres führen kann. Einige Fonds setzen auf Investment-Grade-Staatsanleihen, andere halten beträchtliche Anteile an Unternehmensanleihen und anderen Kreditsektoren; und ein paar gehen ihren eigenen Weg, ohne traditionelle Benchmarks zu beachten.
Der Fondsmanager Michael Hasenstab gehörte von Beginn an mit seinem Anlagestil zur letzten Gruppe. Im Gegensatz zu Managern, die ihre Portfolios nach herkömmlichen Benchmarks konstruieren, argumentiert Hasenstab, dass diese Indizes aus anlagetechnischer Sicht wenig Sinn machen. Durch ihre Konstruktion sind sie stark zugunsten der weltweit am höchsten verschuldeten Länder verzerrt. Die größten Ländergewichte im JPMorgan GBI Broad Index haben beispielsweise Japan (30 %), die Vereinigten Staaten (29 %) und die Eurozone (27 %). Da viele dieser Länder eine Bruttoschuldenquote im Verhältnis zu ihrem BIP von nahezu 100 % oder mehr aufweisen, ist es verständlich, dass Michael Hasenstab nach anderen Investments sucht. Die anhaltende Schuldenkrise in Europa und die sehr schwierigen Verhandlungen zur US-Schuldenbremse in diesem Sommer haben diese seit langem schwelenden Probleme nur weiter in den Blickpunkt gerückt.
Andere Fondsmanager haben dies in den letzten Jahren ebenfalls berücksichtigt, aber wenn es darum ging, die Benchmarks zu ignorieren, war Hasenstab seiner Zeit voraus. Er hat US- und japanische Staatsanleihen seit Jahren gemieden. Das Engagement des Fonds in Schuldtiteln der Eurozone bewegte sich nur bei wenigen Prozentpunkten und er hielt keine der kriselnden großen Schuldner der Eurozone, darunter große Benchmark-Gewichte wie Spanien und Italien. Stattdessen hat Hasenstab Schuldtitel und Währungen von Ländern mit starken oder sich verbessernden Fundamentaldaten wie niedrige Verschuldung, umsichtige Fiskal- und Geldpolitik und gute Wachstumsaussichten bevorzugt, von denen er glaubte, dass der Markt ihren Wert nicht komplett eingepreist hat, unabhängig davon, ob sie in einem Index sind oder nicht. Derzeit sind das Länder wie Südkorea und Australien in Asien sowie Polen und Schweden in Europa.
China spielt eine große Rolle
Der Fonds hat durch das rasante Wachstum in den letzten Jahren seine Besonderheiten nicht verloren. Im Gegensatz zu 2008, als Hasenstab noch dachte, dass das einbrechende Wachstum und der Schuldenabbau in den größten Industrieländern sich auf die Schwellenländer auswirken würde, ist er mittlerweile nicht mehr davon überzeugt, dass die Schuldenkrise in Europa oder die Probleme der US-Wirtschaft für den Rest der Welt eine ebenso große Herausforderung darstellen. Ein Großteil des aktuellen Portfolios hängt in der Tat von der wirtschaftlichen Stärke in China und seiner allmählichen Öffnung für ausländische Kapitalzuflüsse ab.
Hasenstab bringt diese Ansicht indirekt über die Anleihen und Währungen der engen Handelspartner Chinas in Asien zum Ausdruck, was sie aber nicht minder ausgeprägt macht. Der 44%ige Anteil des Fonds an asiatischen Staatsanleihen und der Anteil von 57 % in asiatischen Währungen zeigen, wie wichtig China für den anhaltenden Erfolg des Fonds ist. Der Unterschied zu den meisten Bond-Indizes ist groß. Aufgrund der niedrigen Verschuldung in der Region (Japan ausgenommen) machen diese Länder in traditionellen globalen Rentenindizes nur ein paar Prozentpunkte aus. Asiatische Schwellenmärkte bilden auch in Emerging-Markets-Rentenindizes eine Minderheit.
Mit dem Wissen über die Beziehungen, die unterschiedliche Länder zu China haben, hat das Investmentteam einen optimistischeren Blick auf die Bewertung bestimmter Anleihen und Währungen erhalten, als dies bei Wettbewerbern der Fall ist. Hasenstabs Co-Managerin Sonal Desai wies vor kurzem darauf hin, dass der australische Dollar nach traditionellen Modellen überbewertet aussieht. Sie sagte allerdings, dass diese Modelle nicht vollständig berücksichtigen, wie Australiens Rohstoffexporte weiterhin ein ressourcenhungriges China versorgen. Nach ihrer Einschätzung haben der australische Dollar und andere asiatische Währungen aufgrund der Handelsbeziehungen zu China immer noch Potenzial, in den kommenden Jahren aufzuwerten.
Und die Handelsbeziehungen mit China enden nicht in Asien. Hasenstab argumentiert, dass Polens Wirtschaft weiterhin von der engen Handelsbeziehung mit Deutschland profitieren dürfte. Ein großer Teil der Zulieferprodukte für die deutschen Exporte kommen aus Polen und anderen Ländern in Mitteleuropa und sind letztlich an die asiatische Nachfrage gebunden.
Hasenstab hat den Fonds neben dem Thema „China-Wachstum“ auf einen eventuellen Anstieg der Anleiherenditen in den USA und den meisten anderen Märkten vorbereitet. Er hat Anleihen der von ihm favorisierten Länder mit Laufzeitende in den nächsten ein bis zwei Jahren favorisiert, wodurch sich die Duration (ein Maß für die Zinssensitivität) des Fonds auf 1,7 Jahre zum 30. Juni gegenüber 5,2 Jahre Mitte 2009 reduzierte. Darüber hinaus hat er gegen den Yen gesetzt (Short-Position zwischen 15 % und 20 % des Nettovermögens für die meiste Zeit der letzten 2,5 Jahre), als indirekte Wette auf steigende US-Renditen. Er glaubt, dass Japans Geldpolitik länger gelockert bleiben muss als die der US-Notenbank (FED) - trotz der erklärten Absicht von Ben Bernanke, eine Zinserhöhung für weitere zwei Jahre auszuschließen - und er argumentiert, dass eine eventuelle Ausweitung der Differenz zwischen den Zinsen in den USA und Japan zu einer Abwertung des Yens gegenüber dem US-Dollar führen sollte.
Was könnte schiefgehen?
Hasenstabs Anlageschwerpunkte „Asienwachstum“ und „steigende Zinsen“ sind auch die größten Risiken, denen der Fonds gegenwärtig ausgesetzt ist. Wer Hasenstabs Abneigung gegen niedrig verzinsliche Staatsanleihen teilt, wird erfreut sein zu sehen, dass die Korrelation des Fonds mit Euro-Anleihen in den letzten drei Jahren nahe null war. Die Korrelation zu Aktien war dagegen höher (0,19). Die höhere Korrelation mit riskanten Anlagen scheint gewollt. Hasenstab argumentiert, dass der Besitz einer risikoreichen Anlageklasse gegenwärtig eine effektive Wette auf China ist. Während diese Strategie meist vorteilhaft war, hat sie auch für zeitweise Rückschläge gesorgt. Als im Mai 2010 riskante Anlagen verkauft wurden, verlor der Fonds stärker als die Konkurrenz. Dies galt auch für den August diesen Jahres.
Ein länger anhaltende Underperformance ist auch nicht ausgeschlossen. Trotz der fundamentalen Herausforderungen, denen sich der Yen gegenübersieht, zeigte er sich sehr zum Ärger der japanischen Politik, die im vergangenen Jahr Schritte unternommen hatte, um seine Aufwertung zu stoppen, eigensinnig. Auch US-Staatsanleihen haben den Erwartungen der Investoren getrotzt, indem deren Kurse in diesem Jahr wild entschlossen zulegten. Als Ergebnis hat der Fonds durch seine Haltung zum Zinsänderungsrisiko und zum Yen bisher im Jahr 2011 relativ an Boden verloren. Er liegt bis Ende August 2,7 Prozentpunkte hinter seiner Vergleichsgruppe.
Die Renditen an den weltweiten Rentenmärkten könnten durchaus noch eine Weile niedrig bleiben. Auch eine Verlangsamung unvorhergesehenen Ausmaßes des Wirtschaftswachstums in China könnte den Fonds aus seinem Konzept bringen. Hasenstab fühlt sich bei der Aussicht auf eine Verlangsamung von Chinas BIP-Wachstum von prozentual zweistelligen Werten auf 7 % bzw. 8 % wohler als andere und er glaubt, dass das Land mit seinen USD 3 Billionen an Dollar-Reserven genügend Spielraum hat, um eine Verlangsamung zu bekämpfen. Aber ein deutliches Entgleisen Chinas als Wachstumsmotor birgt immer noch ein Risiko für den Fonds. Wenn das Wachstum stark bleibt, werden dagegen die asiatischen Politiker gezwungen sein, weiterhin proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um eine Überhitzung und Spekulationsblasen zu vermeiden. Dies ist eine Voraussetzung für die positive Entwicklung des Fonds, zumal eine besonders lockere Geldpolitik in den USA, Japan und anderen europäischen Ländern dafür sorgen wird, dass die Schwellenländer weiterhin mit Liquidität geflutet werden.
Die Risiken kennen
Indem wir die Risiken aufzeigen, wollen wir nicht in Abrede stellen, dass Hasenstab und sein Team den Fonds weiterhin erfolgreich managen könnten. Die vom Team durchdachten Prozesse, die detaillierte Länderanalyse und der Erfolg beim Navigieren durch sehr schwieriges Terrain in den vergangenen Jahren wecken Vertrauen.
Während Hasenstabs unverwechselbarer Ansatz die größte Stärke des Fonds ist, haben sich seine Risiken noch nicht in großem Stil offenbart. Die absolute und relative Stärke des Fonds während des beängstigenden Jahres 2008 sowie die moderate Volatilität auf lange Sicht könnten einige Anleger in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen.
Darüber hinaus verdienen die Risiken, denen das Portfolio heute ausgesetzt ist, eine sorgfältige Prüfung. Aufgrund seiner Korrelation mit risikoreichen Anlagen sollten Anleger überprüfen, wie sie den Fonds im Rahmen ihrer Asset Allocation einsetzen. Geduldige Investoren dürften belohnt werden, aber diejenigen, die glauben, in einen traditionellen globalen Rentenfonds zu investieren, sollten noch einmal genauer hinschauen.
Miriam Sjoblom ist Associate Director der Fondsanalyse bei Morningstar in den USA. Der Text wurde für europäische Anleger angepasst.
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