ETFs bieten neben geringen Gebühren und täglicher Liquidität eine sofortige Diversifikation der Anlage. Es gibt zwar ETFs, welche Zugriff auf nur eine bestimmte Anlage gewähren (z.B. Gold-Fonds oder Währungen), der Großteil der Aktien- und Anleihen-ETFs bildet jedoch Indizes mit zahlreichen Indexbestandteilen, wie z.B. EURO STOXX 50 oder iBoxx Euro Liquid Corporates, ab. Aufgrund dieser Diversifizierung können Investoren ein breit gestreutes Vermögensportfolio durch nur eine Handvoll von ETFs gestalten. Eine unüberlegte Auswahl von ETFs kann jedoch zu einer unbeabsichtigten Konzentration führen. Entweder innerhalb eines bestimmten ETFs, wenn dieser konzentriert ist, oder quer durch Ihr Portfolio, wenn sich die verschiedenen ETFs überschneiden.
Die Vorteile der Diversifizierung g
ehen auf Harry Markowitz in den 50er Jahren in seinem Vortrag und anschließendem Buch „Portfolio Selection“ (für welches er später den Nobelpreis erhielt) zurück. Die Grundidee ist, dass Investoren den Ertrag ihres Portfolios für ein gegebenes Risiko maximieren können (bzw. das Risiko für einen gegebenen Ertrag minimieren), indem sie mehr Wertpapiere in ihr Portfolio aufnehmen. Sobald ein Portfolio den erwarteten Ertrag durch zusätzliche Wertpapiere nicht mehr weiter steigern kann, ohne gleichzeitig das Risiko zu erhöhen, ist die sogenannte „Efficient Frontier“ erreicht. Der Schlüssel hierzu ist, dass Wertpapiere nicht perfekt miteinander korrelieren, so dass wenn ein Wertpapier eine besonders schlechte Wertentwicklung aufweist, andere sich eventuell positiv entwickeln. Dies führt zu einer Reduzierung der Volatilität des gesamten Portfolios.
Dasselbe Prinzip gilt eine Ebene höher. Man sollte nicht nur über alle Anlageklassen hinweg, sondern auch innerhalb der einzelnen Anlageklassen diversifizieren. Die meisten Portfolios sollten sowohl Aktien, als auch Anleihen mit einschließen (aber auch andere mögliche Anlageklassen, wie z.B. Rohstoffe, Immobilien und/oder Hedgefonds). Dies gilt trotz der höheren erwarteten Langzeitrendite von Aktien gegenüber Anleihen. Staatsanleihen und Aktien weisen nicht nur eine geringe Korrelation auf. Mit einer guten Rebalancierungsstrategie können Sie einen Teil Ihrer Anlage verkaufen, sobald der Markt seinen Höchstpunkt erreicht hat. Diese freiwerdenden Mittel können Sie dann wieder in eine andere Anlageklasse investieren, welche in der Zukunft eine bessere Rendite verspricht.
Dies setzt jedoch voraus, dass Ihr Kernportfolio aus in sich diversifizierten Fonds, mit minimaler Überschneidung, besteht. Jedoch sind nicht alle Indizes mit der „Efficient Frontier“ von Markowitz im Hinterkopf konzipiert worden. In vielen Fällen ist der abzubildende Markt selbst nicht besonders diversifiziert. Obwohl z.B. Brasilien ein großes Land ist, ist es doch ein Schwellenland dessen Aktienmarkt hauptsächlich aus Öl-, Gas- und Bergbauunternehmen besteht. Diese Unternehmen exportieren den Großteil ihrer Produktion. Der MSCI Brazil Index wird von zwei großen multinationalen Unternehmen--Vale und Petrobras--dominiert. Beide Unternehmen machen zusammen ca. ein Drittel des Index aus.
Auch wenn dies eher ein Problem bei Indizes in kleineren Märkten ist, können sich ähnliche Probleme direkt vor der eigenen Haustür abspielen. Indexkonzentrationen in gewissen Sektoren führen manchmal zu einer geringeren Diversifikation als Sie vielleicht erwarten. Speziell der Finanzsektor ist oft hoch gewichtet. Der ATX Index (Austrian Traded Index) besteht zum Beispiel zu ca. 43% aus Finanzwerten. Im MSCI Spain Index wird der Sektor mit ca. 41% gewichtet.
In diesen Fällen bieten ETF-Anbieter Lösungen an, bei denen die maximale Gewichtung einzelner Wertpapiere gedeckelt wird. Hierdurch können diese Anlagen eine breitere Diversifizierung bieten. Jedoch können dadurch Nebenwerte in den Indizes stärker gewichten sein.
Dies ist vermehrt bei ETFs auf einzelne Schwellenländer, wie z.B. China, Russland und Mexiko, der Fall. Die genaue Praxis, wie solche Indizes gedeckelt werden, ist unterschiedlich. Meistens werden Einzelwerte jedoch auf 10% oder 25% des Indexwertes begrenzt. Gleichzeitig dürfen die fünf oder zehn größten Werte eine bestimmte kombinierte Indexgewichtung nicht überschreiten.
Letztendlich können aber auch Portfolios, die aus mehreren ETFs bestehen, Sektorüberschneidungen aufweisen. Wenn Sie zum Beispiel vor der Explosion der BP-Ölplattform letzen Jahres im Golf von Mexiko in den FTSE 100 oder den FTSE 350 investiert waren und zusätzlich einen europäischen oder britischen Dividendenfonds und einen Öl- und Gasfonds besaßen, waren Sie mit jedem dieser Investments in BP investiert. Dies dient als sehr gutes Beispiel dafür, dass Sie sich die Basiswerte Ihres Portfolios genau anschauen sollten, um eine ausreichende Diversifikation sicher zu stellen. Ein Portfolio mit den drei eben genannten ETFs hätte unter der Ölpest und deren Folgen stark gelitten.
Ein einfacher Weg um festzustellen, ob Ihr Portfolio konzentriert ist, ist das Morningstar Instant X-Ray. Sobald Sie die Namen der einzelnen Fonds oder Wertpapiers ihres Portfolios eingegeben haben, zeigt das Programm sofort jegliche Duplikationen von individuellen Wertpapieren auf und weist somit auf eventuelle Konzentrationen hin. Darüber hinaus wird das Portfolio in die einzelnen Anlageklassen, wie z.B. Aktien, Anleihen, Geldmarkt oder andere aufgegliedert. Innerhalb der Aktien gliedert das Programm zudem in Regionen, Sektorkonzentration, Marktkapitalisierungen und in Stil (Value, Blend und Growth) auf. Das X-Ray berechnet darüber hinaus die Bewertungsniveaus, nämlich Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis und Kurs-Buchwert-Verhältnis. Bei den Anleihen werden die Zinssensitivität und Kreditqualität (hoch, mittel und niedrig) sowie die effektive Restlaufzeit und modifizierte Duration dargestellt. Sie können dieses Programm nicht nur dazu benutzen, um Ihr derzeitiges Portfolio zu analysieren. Sie können zudem testen, wie die Beimischung neuer Wertpapiere (bzw. Wegnahme bestehender) Ihr Portfolio beeinflusst.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.