Wir sprachen mit Mike Holt, der im Aktienresearchteam von Morningstar für Apple zuständig ist, über das Vermächtnis von Steve Jobs und was es für die Zukunft von Apple bedeuten könnte.
Steve Jobs ist am Mittwoch mit 56 Jahren verstorben. Schauen wir uns zunächst sein Erbe an. Welche Bedeutung hatte er nicht nur für Apple, sondern für die gesamte Technologiebranche?
Er war sicherlich einer der PC-Pioniere, doch was an ihm besonders beeindruckte, war seine Fähigkeit, sich auf die Nutzerfreundlichkeit zu konzentrieren und nicht nur auf die Technologie hinter all seinen Produkten. Das war in den letzten zehn Jahren deutlich zu spüren, als er einen Hit nach dem anderen auf den Markt brachte, vom iPod über das iPhone bis zum iPad.
Der Benutzerfreundlichkeit haben sich mittlerweile auch andere Unternehmen verschrieben. Glauben Sie, dass die Branche nun wieder in eine andere Richtung gehen könnte?
Der Tod von Steve Jobs ist ein herber Verlust für Apple, da er als Individuum nicht ersetzbar ist. Allerdings hat er ein Unternehmen geschaffen, das seine Werte teilt und sie weiter verfolgen wird. Die Frage, was Steve tun würde, ist natürlich keine Garantie für eine richtige Antwort.
Wie schätzen Sie die Pipeline von Apple ein? Wie viel wurde noch unter Jobs entwickelt und welche Projekte begannen schon unter seinem Nachfolger Tim Cook?
Sicherlich tut sich noch einiges in der Pipeline, doch als Anleger müssen wir uns vor allem fragen, was nötig ist, um Kunden weiterhin an die Apple-Welt zu binden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Unternehmen im Bereich der Unterhaltungselektronik, die nur ein Erfolgsprodukt hatten, aber keine Nachfolger, die die Kunden an die nächste Produktgeneration zu binden wussten, sind gescheitert. Ein Beispiel dafür ist Motorola.
Bei Apple gibt es eine ganz Reihe von Inhalten und Services sowie die iCloud Initiativen. Diesen werden die Grundlage dafür sein, dass die heutigen Käufer von iPads und iPhones auch in Zukunft dem Unternehmen treu bleiben.
Aber wie steht es um die Implementiertung? Steve Jobs war bekannt dafür, die Dinge voranzubringen. Kann das so weiter gehen?
Jobs selbst in nicht ersetzbar, aber er hat ein Unternehmen mit einer starken Markt- und Wettbewerbsstellung geschaffen – was wir ‘Economic Moat’ nennen. Nicht alles wird in Zukunft so glatt laufen wie in den letzten zehn Jahren, doch der ‚Economic Moat‘ ist mit dem Tod von Jobs nicht verschwunden.
Unter Jobs sind die Barmittel im Unternehmen auf 75 Mrd. US-Dollar angewachsen. Was wird damit passieren? Erwarten Sie, dass das Unternehmen irgendwann eine Dividende ausschüttet?
Das ist ein wichtiges Thema für Apple, doch wir denken nicht, dass der Tod von Steve Jobs der entscheidende Auslöser für Entscheidungen in Bezug auf die Verwendung dieser Mittel sein wird. Die Frage wird weiter über dem Unternehmen hängen.
Aus Anlegersicht stellt es sich also so dar, dass Jobs ohnehin als CEO bereits zurückgetreten war und sich für Apple durch seinen Tod zunächst wenig ändert. Er ist eher Anlass für Erinnerung und Besinnung als für Sorgen über die Zukunft des Unternehmens?
Ja. Dieses Ereignis kam zwar überraschend, hat sich aber abgezeichnet. Es ändert unsere Investmentthese zunächst nicht.
Danke für das Gespräch.
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