Die Schuldenkrise in der Eurozone frisst sich zunehmend in den Markt für Unternehmensanleihen. Die Liquiditätsversorgung des Credit-Markts hat sich in den vergangenen Monaten zunehmend verschlechtert, was zu einer fortschreitenden Ausweitung der Spreads führt. In den USA drifteten etwa die Spreads beim Morningstar Corporate Bond Index in der vergangenen Woche um mehr als 10 auf 241 Basispunkte auseinander. Die Interventionen der Europäische Zentralbank mögen den Anstieg der Renditen italienischer und spanischer Staatsanleihen eingedämmt haben; das systemische Risiko aus Europa schiebt indes die Credit Spreads der Unternehmensanleihen auseinander.
Dieser Trend hat sich in der vergangenen Woche verstärkt. Besonders betroffen davon sind italienische Banken. So hat die UniCredit von der EZB die Erweiterung der Palette der Sicherheiten erbeten, die als Gegenleistung für den Zugang italienischer Banken zur Zentralbankliquidität akzeptiert werden. Dies lässt den Schluss zu, dass die italienischen Banken Schwierigkeiten haben, sich auf dem Interbankenmarkt kurzfristig zu refinanzieren.
Das wird durch den Blick auf die Swap-Märkte untermauert. Hier sind die Kosten für Zins-Swaps, Repos, und für den Tausch von Euro in US-Dollar gestiegen. In einigen Fällen wurden sogar die Hochs aus der Zeit der Kreditkrise 2008/09 gesehen. Wie tief das Vertrauen in europäische Banken gesunken ist, veranschaulicht die Tatsache, dass der US-Industriekonzern Norfolk Southern Berichten zufolge europäische Banken von seiner Kreditorenlisten gestrichen hat.
Man mag nicht den Gedanken weiterspinnen, was passieren würde, wenn das Beispiel Schule machen würde und immer mehr Unternehmen ihre Gelder aus italienischen und spanischen Banken abzögen – ein Run auf diese Banken wäre die unweigerliche Folge.
Es gibt noch weitere Indikatoren dafür, dass sich die Lage am Markt für Unternehmensanleihen verschlechtert, Indikatoren, die an die Lage von vor drei Jahren erinnern, als sich die globale Finanzkrise ihrem Höhepunkt näherte. Händler berichten etwa, dass einige Töchter europäischer Banken in den USA ihre Aktivitäten herunterfahren und Kapital zurück an ihre Mutterbanken repatriieren.
Ein vermeintlich "weicher" Faktor sollte dabei nicht unterschätzt werden: Die Entlassungswelle bei den Banken hat mittlerweile die Trading-Tische der Anleihehändler erreicht. Diejenigen, die noch einen Job haben, werden heute nicht mit dem Ziel der Gewinnmaximierung handeln, sondern alles tun, um ihren Job zu sichern. Das spricht für ein vorsichtiges Vorgehen beim Eingehen von Risiken - und somit tendenziell für eingeschränkte Handelsaktivitäten. All das wirkt sich negativ auf die Liquiditätslage am Markt aus.
Und wo steht Europa?
Am Anfang und am Ende dieser Entwicklung steht die europäische Schuldenkrise. Sie erschüttert das Vertrauen der Investoren. Das schlägt sich vor allem bei der Renditeentwicklung italienischer und spanischer Anleihen nieder. Es zeichnet sich ab, dass Investoren eine (willkürliche) Grenze von 7% definiert haben. Notieren die Renditen eines Schuldnerlandes darunter, gilt das als Indikator für die Fähigkeit des Landes, seine Finanzen aus eigener Kraft zu sanieren. Beim Überschreiten der Sieben-Prozent-Marke schrillen dagegen die Alarmglocken. Aktuell oszillieren die zehnjährigen Papiere um die prekäre Sieben-Prozent-Marke. Allerdings droht den Bonds aus Belgien, Frankreich und Ungarn eine Ansteckungsgefahr; Die CDS auf diese Papiere befinden sich in der Nähe von Rekordmarken.
Das hinterlässt wiederum auch seine Spuren beim europäischen Rettungsfonds EFSF. Die Spreads bei dem vor zwei Wochen emittierten Zehnjahres-Bond des Europäischen Stabilisierungsfonds liegen inzwischen bei 200 Basispunkten über Bunds, was eine Spreadausweitung von 23 Basispunkten seit Emission bedeutet – und einen Verlust von etwa zwei Punkten für die Erstzeichner. Erwähnenswert ist dieser Miniverlust deswegen, weil er die Zeichnungslust der Investoren nach EFSF-Anleihen in Zukunft dämpfen wird.
Ansonsten gibt es nichts Neues im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung der Darlehenskapazität des EFSF zu melden. Die europäische Politik will einen Plan bis Ende November bekannt geben und bis Mitte Dezember eine neue Struktur für das Vehikel ausarbeiten. Aber die Uhr tickt; jeder Tag, der ohne Lösung der EFSF-Strukturfrage vergeht, macht es unwahrscheinlicher, dass es zur Einführung des so genannten Hebels und zur Erweiterung der Kapazität des EFSF kommen wird.
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