Die Bond-Märkte erleben seit längerer Zeit eine Art Dauer-Hexensabbat. Wer etwa jüngst eine deutsche Anleihe mit einer Laufzeit von sechs Monaten gezeichnet hat, musste draufzahlen. Bei einer Versteigerung von Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von einem halben Jahr lag die durchschnittliche Rendite dieser Bundespapiere bei minus 0,0122%. In den USA bewirkte die Herabstufung der Bonität der Schuldtitel durch die Rating-Agentur Standard & Poor´s Anfang August 2011 nicht etwa Kursverluste bei Treasuries, sondern saftige Gewinne. Und bei den Anleihen Spaniens und Italiens überschritten die Renditen mehrfach die Sieben-Prozent-Marke, die von Beobachtern als kritisch bezeichnet wird und die eher an südamerikanische Verhältnisse denn an Bonds aus EU-Staaten erinnert.
In dieser erratischen Situation ist es kein Wunder, dass viele aktive Bond-Manager Probleme haben. Die Wette von Bill Gross gegen US-Treasuries 2011 ist fast schon Legende: Der Fondsmanager des Allianz Pimco Euro Bond Total Return, die europäische Variante des US-Megafonds Pimco Total Return Fund, verabschiedete sich in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres von US-Treasuries und verkürzte die Duration in seinen Fonds. Mit den bekannten Folgen: Gross verpasste die Rally bei lang laufenden US-Anleihen, an der viele andere Rentenfonds partizipieren konnten. Dies hinterließ eine Delle in der langjährig positiven Bilanz der Allianz-Tochtergesellschaft.
Auch ein zweiter langjähriger Anlegerfavorit hat jüngst Federn lassen müssen: Der von Michael Hasenstab verantwortete Templeton Global Bond Fund litt Ende 2011 unter einem ungewöhnlichen Phänomen: er musste erstmals seit 2008 Mittelabflüsse hinnehmen, wie aus Morningstar-Daten hervorgeht. Im November 2011 waren es laut unseren Schätzungen 463 Millionen Euro. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres zogen Anleger in Europa sogar 931 Millionen Euro aus dem Fonds ab. Damit zählt der Templeton Global Bond Fund europaweit zu den Produkten mit den höchsten Abflüssen im vierten Quartal: Mehr Geld ging nur bei Geldmarktfonds verloren, bei denen hohe Schwankungen bei Neuanlagen (und Volumina) allerdings üblich sind.
Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis zum Gesamtvolumen des Fonds, ist das Bild indes weniger dramatisch. Die Abflüsse im vierten Quartal 2011 entsprechen 2,91% des Fondsvermögens, das Ende November noch immer bei atemberaubenden 31 Milliarden Euro lag. Darüber hinaus zählt der Templeton Global Bond auf das gesamte Jahr gesehen noch immer zu den beliebtesten Produkten in Europa: Mit Nettomittelzuflüssen von 5,89 Milliarden Euro belegt er per Ende November 2011 Platz vier in der Rangliste der Publikumsfonds mit den höchsten Mittelzuflüssen, wie aus der Morningstar-Fondsabsatzstatistik hervorgeht.
Die Absatzzahlen zeigen allerdings, dass Anleger die Performance des sehr aktiv verwalteten Rentenfonds mit Argusaugen beobachten. Und die fiel zuletzt nicht gut aus. 2011 erwirtschaftete der Templeton-Fonds ein verschwindend geringes Plus von 0,10%. Damit lag er auf Rang 91 von 94 Fonds der Morningstar-Kategorie "Anleihen global". Der Index Barclays Capital Global Aggregate TR legte 2011 dagegen um 9,17% zu, die Vergleichsgruppe der globalen Rentenfonds schaffte im Schnitt eine Performance von 5,94%. Wer sich die historisch beeindruckende Bilanz des Fonds vergegenwärtigt, mag über diese Underperformance auf den ersten Blick verwundert sein: Der Templeton Global Bond Fund war in den vergangenen 15 Jahren der beste Fonds seiner Vergleichsgruppe mit einem durchschnittlichen jährlichen Plus von 7,06%, im Schnitt rund 150 Basispunkte mehr als beim Index.
Doch wer die Strategie von Fondsmanager Michael Hasenstab aufmerksam verfolgt, sollte zum gegenteiligen Schluss kommen: Es ist eher erstaunlich, dass der Krug so lange zum Brunnen gegangen ist, ohne zu brechen. Hasenstab verantwortet den Fonds seit 2002 und hat seitdem noch nie so weit hinter Benchmark und Peergroup gelegen. Das ist angesichts der großen Wetten erstaunlich, denn Hasenstab schert sich nicht um die Zusammensetzung von Bond-Indizes und weicht häufig bewusst von ihnen ab.
Dazu muss man wissen, dass die üblichen Bond-Indizes nach dem Gewicht der Schuldenemissionen gewichtet werden. Globale Bond-Indizes setzen sich also schwerpunktmäßig aus den Anleihen der größten Schuldnern zusammen, und das sind heute Japan, die USA und die Länder der Eurozone. Sie machen gut 80% des Gewichts der üblichen Bond-Benchmarks aus. Diese Länder finden sich so gut wie gar nicht im Templeton Global Bond Fund. Die größten Positionen per Ende November 2011 stammen aus Südkorea (16,8%), Polen (11,3%), Malaysia (11,0%) und Ungarn (5,9%). Hasenstab zeigt wenig Neigung, diese Linie zu ändern: Er investiert – breit diversifiziert – in Länder mit einer relativ niedrigen Verschuldung, einer soliden Geld- und Fiskalpolitik und in solche Staaten mit sich verbessernden wirtschaftlichen Fundamentaldaten.
Wer sich nun einerseits die Rally bei US-Treasuries und die Underperformance von Anleihen aus den Schwellenländern 2001 und andererseits die Off-Benchmark-Wetten Hasenstabs vergegenwärtigt, den dürfte nicht verwundern, dass der Fonds im abgelaufenen Jahr weit hinten lag. Besonders pikant erwies sich zum Jahresende die hohe Position des Fonds in Ungarn-Bonds, die sich auf ein Volumen von rund 2,5 Milliarden US-Dollar summieren dürfte. Im Zuge der Abstufung ungarischer Staatspapiere auf Ramschstatus durch die Rating-Agentur Fitch in diesem Jahr explodierten die Renditen dieser Bonds. (Derweil der Wechselkurs des Forinth gegenüber Hartwährungen implodierte.)
Ist der Fonds angesichts dieser Underperformance nun ein Verkaufskandidat? Sollten die Bestandsanleger es denjenigen gleichtun, die sich bereits im Oktober und November 2011 verabschiedet haben? Dafür gibt es derzeit keine zwingenden Gründe. Allerdings sollten Anleger wachsam bleiben. Einerseits ist der Investmentprozess unverändert solide und an den globalen wirtschaftlichen Fundamentaldaten ausgerichtet. Dass die Strategie Hasenstabs Risiken mit sich bringt, ist hinlänglich bekannt. Der Templeton Global Bond Fund hält deshalb unverändert die zweitbeste Morningstar-Rating-Note „Silver“. Er bleibt eine attraktive Wahl für Bond-Anleger. Andererseits müssen sich die Anleger der Risiken des Fonds bewusst sein. Dazu gehört die überdurchschnittliche Volatilität gegenüber der Benchmark und auch die Tatsache, dass der Fonds mit einem Vermögen von über 31 Milliarden Euro inzwischen extrem groß geworden ist. Mittelfristig wird sich zeigen müssen, ob Hasenstab nach wie vor so flexibel wie in der Vergangenheit agieren und weiter überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften kann. (Lesen Sie hier mehr über unsere Einschätzung des Templeton Global Bond Fund.)
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