Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

Unsere Kolumne zu börsengehandelten Indexprodukten für die Woche 16/01 – 20/01/2012.

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Willkommen zu unserer neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz fassen wir die Highlights der Märkte zusammen. Wir stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETPs vor und geben einen Überblick über die neugelisteten Produkte in Europa.

Marktbericht

Nachdem Mitte vergangener Woche eine Herabstufung von Frankreich durch die Rating-Agentur Fitch in diesem Jahr als unwahrscheinlich eingestuft wurde, haben sich die Analysten bei S&P wohl gedacht: „dann machen wir’s halt!“ und stuften eine Reihe von Ländern herab, unter ihnen Frankreich, aber auch Österreich und Spanien. Selbst der EFSF-Rettungsschirm blieb von S&P nicht verschont. Erstaunlich war, dass Marktteilnehmer mit einem resolut indifferenten „was soll’s!“reagierten! Die Herabstufungen waren also längst erwartet und bereits in den Kursen eingepreist.

Zudem konnten Frankreich und Spanien diese Woche erfolgreich Anleihen auf dem Markt platzieren. Spanien konnte mit 6,6 Milliarden Euro wesentlich mehr Geld einsammeln als erwartet. Frankreich lag mit 1,5 Milliarden Euro am oberen Ende der Zielspanne. Trotz der Herabstufung konnten beide Länder ihre Anleihen zu günstigeren Konditionen im Vergleich zur letzten Auktion auf den Markt bringen.

Auch der EFSF-Rettungsschirm konnte diese Woche erfolgreich Anleihen platzieren. Da stellt sich mir die Frage, ob Rating-Agenturen noch erstgenommen werden sollen. Die Märkte scheinen dies nicht mehr zu tun. Ein Wermutstropfen: Die günstigen Zinsen waren laut Marktteilnehmern auch Folge des Eingreifens der Europäischen Zentralbank möglich. Die Ausfallversicherungen CDS auf Staatsanleihen haben indes eine Reaktion gezeigt und notierten etwas höher nach der Herabstufung der Euro-Staaten.

Das ZEW-Barometer für die Konjunkturerwartung in Deutschland stieg in dieser Woche um 32,2 Punkte und liegt nun bei minus 21,6 Punkten. Dies ist der stärkste Anstieg seit Beginn der Umfrage 1991. Erwartet wurde lediglich ein Anstieg auf den Stand von minus 50. Der bundesdeutsche Wirtschaftsminister Philip Rössler erwartet für 2012 ein Wirtschaftswachstum von 0,7% und glaubt nicht daran, dass die größte Wirtschaft Europas in eine Rezession fällt. Die Weltbank hingegen warnt vor einer Rezession der Euro-zone und erwartet, dass die Wirtschaftskraft um 0,3% zurückgeht.

Im Finanzsektor konnte vor allem die Commerzbank zulegen, nachdem bekannt gegeben wurde, dass das Eigenkapital aus eigener Kraft auf 5,3 Milliarden Euro aufgestockt werden kann. Commerzbank-Chef Martin Blessing ging sogar einen Schritt weiter und erklärt, dass man bis Ende Juni das Kapital sogar auf 6,3 Milliarden Euro aufstocken könnte.

Aus den USA gab es zum Ende der Woche erfreuliche Konjunkturdaten. Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gingen letzte Woche um 50.000 auf 352.000 zurück, erwartet wurde lediglich ein Rückgang von 19.000. Die Arbeitslosenquote fiel auf 8,5%. Damit setzt sich der positive Trend am US-Arbeitsmarkt fort. Außerdem produzierte das verarbeitende Gewerbe in den US 0,4% mehr im Dezember. Im November war die Produktion noch um 0,3% zurückgegangen. Stand die Inflationsrate im September 2011 mit 3,9% auf einem Dreijahreshoch, sank sie im Dezember auf 3,0% ab.

Die Investmentbank Goldman Sachs konnte hingegen nicht mit guten Nachrichten überzeugen und vermeldete einen Gewinnrückgang von 58%. Bank of America Merrill Lynch und Morgen Stanley konnten unter der Woche mit besseren Zahlen als erwartet auf sich aufmerksam machen.

In China ging das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2011 leicht zurück. Das BIP legte mit 8,9% das schwächste Quartal seit zweieinhalb Jahren hin, erwartet wurde hingegen ein Wachstum von lediglich 8,7%. Die schlechteren Konjunkturdaten schnüren Spekulationen um eine Lockerung der Geldpolitik in Fernost.

In Japan konnte der Nikkei 225 Index durch die Nachrichten der geplanten Aufstockung des IMFs um 600 Milliarden US-Dollar auf ein neues Fünfwochenhoch klettern.

ETP Markt

Nachdem sich der CEO von BlackRock, Laurence Fink, für mich den Fehltritt des vergangenen Jahres leistete, als er ETFs von Lyxor mit unbesicherten Schuldverschreiben der Société Générale verglich, stellt er sich einmal mehr kritisch Derivate basierenden ETPs, insbesondere ETN, gegenüber. Interessant dabei ist, dass BlackRock über den iPath-Vertrieb ganz dick im Geschäft dieser Exchange-Traded-Notes ist.

Nachdem die Komplette zweite Hälfte des vergangenen Jahres über pro und contra synthetischer ETFs diskutiert wurde, hat diese Woche die französische Wirtschaftshochschule Edhec eine Analyse veröffentlicht, die versucht, das Thema zu „entpolitisieren“ und für mehr Nüchternheit zu sorgen. In dem Bericht heißt es, dass es unter Risikogesichtspunkten nicht sinnvoll ist, zwischen den beiden Strukturen zu unterscheiden. Weiter stellten die Akademiker fest, dass die Regulierungsbehörden einen ganz bestimmten Punkt vergessen. ETFs haben das Anlageziel, die Wertentwicklung eines Index abzubilden, wie gut die einzelnen Anbieter darin sind, ist nur schwer festzustellen. Auch wir haben wiederholt mit Analysen versucht, Sachlichkeit in die Debatte zu bringen (lesen Sie auch hier weiter).

Gewinner und Verlierer der Woche

Diese Woche konnten speziell Autowerte und Finanzwerte zulegen. Die Automobilindustrie konnte von einem fortsetzen des Aufwärtstrend im Dezember profitieren und Banken konnten aus positiven Kommentaren der Commerzbank Kapital schlagen.

Auf der Verliererseite finden wir wie letzte Woche Gas-Werte, die unter dem relativ Milden Wetter leiden. 

ETP Markt – Neuemissionen

Diese Woche gab es eine handvoll neuer Listings.

iShares brachte ihren iShares Barclays Capital US Aggregate Bond an die Deutsche Börse. Das Anlageziel dieses Produktes ist es Wertentwicklung von in US-Dollar denominierten Obligationen, einschließlich Treasuries, verbrieften Schuldverschreibungen sowie Staats- und Unternehmensobligationen abzubilden. Dabei werden ausschließlich Anleihen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr berücksichtigt. Wie bei iShares üblich, macht der Anbieter von der physischen Replikation gebrauch.

Lyxor listete diese Woche ebenfalls vier Produkte an der Deutschen Börse. Mit dem Lyxor ETF S&P GSCI Inverse Agriculture & Livestock 1 Month Forward, und dem Lyxor ETF S&P GSCI Inverse Industrial Metals 1 Month Forward ETF können Anleger erstmals an der Wertentwicklung von Rohstoffkörben aus den Sektoren Agrar- und Viehwirtschaft und Industriemetalle invers teilnehmen. Gleichzeitig bietet Lyxor den Lyxor ETFs S&P GSCI Agriculture & Livestock 3 Month Forward und S&P GSCI Industrial Metals 3 Month Forward als Long-Version auf diese Produkte an. Die Produkte von Lyxor wurden auch an der Londoner Börse in Pfund gelistet.

Ossiam hat den ersten FTSE 100 Minimum Variance ETF an der Londoner Börse gelistet. Der Index besteht aus einer Auswahl von Aktien des FTSE 100 Index mit dem Ziel das Risiko zu reduzieren. Die Aktien repräsentieren die liquidesten Wertpapiere Großbritanniens und werden gewichtet um eine möglichst geringe Volatilität zu erreichen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.