Im ersten Teil unserer Untersuchung zur Performance der langfristig besten global anlegenden Aktienfonds in diesem Jahr haben wir die Gruppe der Fonds untersucht, die in diesem Jahr deutlich hinter dem MSCI Aktien Welt Index zurückgeblieben ist (lesen Sie hier weiter). Wir haben nach den Ursachen der Underperformance gefragt und sind im wesentlichen zu dem banalen Schluss gekommen, dass es in diesem Jahr für fundamental agierende Fondsmanager schwer war, von einem - fundamental gut begründeten – Krisenmodus auf Hausse umzuschalten.
Wer sich die unterdurchschnittliche Entwicklung vieler Top-Fonds in diesem Jahr anschaut, stellt schnell fest, dass es sich hier vorwiegend um Fonds mit eher defensiv orientierten Anlagestrategien handelt. Bei diesen Fonds ist die jüngste Underperformance daher prinzipiell wenig problematisch. Wer sich an fundamentalen Unternehmensdaten orientiert, günstige Unternehmen mit einfachen Geschäftsmodellen kauft, landet eher selten bei den Aktien von Investmentbanken, die besonders stark im vierten Quartal 2011 gelitten hatten. (Dass es bei Trendfolgern, von denen viele auch schlecht gelaufen sind, etwas anders gelagert ist, haben wir auch erwähnt.)
Wir erinnern uns: Die Europäischen Zentralbank (EZB) versorgt die europäischen Banken seit Ende 2011 für bis zu 3 Jahre mit sehr viel Geld zu extrem günstigen Konditionen. Das gab den Startschuss für den Wiedereinstieg von Anlegern in Risiko-Anlagen. Allerdings ist einigen der langfristig besten Fonds am Markt der zeitige Wiedereinstieg ins Risiko durchaus gelungen.
Die Tabelle unten zeigt die Liste der Fonds mit der langfristig besten risikoadjustierten Rendite. Die Fonds, die in diesem Jahr schlecht abgeschnitten haben und im 8., 9. Und 10. Performance-Dezil gelandet sind, haben wir rot markiert. Fonds, die sich 2012 im 4.,5., 6. und 7. Quartil, also im Mittelfeld wiederfinden, haben wir gelb unterlegt. Grün markiert ist die – kleine – Gruppe der Outperformer in diesem Jahr, die wir uns jetzt etwas genauer ansehen werden.
Tabelle: Gesamtübersicht der langfristig besten global anlegenden Aktienfonds
Was macht die Gewinner von heute aus? Wenn die Underperformer noch unter ihrer prinzipiell defensiven Ausrichtung leiden, zocken die Fondsmanager der Outperformer in diesem Jahr dann spiegelbildlich hemmungslos mit Bankaktien? Gemach. Auch wenn nicht auszuschließen ist (und es auch nicht verwerflich ist), dass tatsächlich so manch ein Fondsmanager eine überverkaufte Bankaktie gekauft hat, ist noch ein zweiter Faktor bei der Markterholung 2012 zu berücksichtigen: Neben der Rettungsaktion der EZB kommt als stützender Faktor dazu, dass viele Marktteilnehmer Ende 2011 viel pessimistischer für die Konjunkturentwicklung gestimmt waren, als es die realen Daten heute hergeben. Seit Jahresanfang haben die Anleger auch die globale Konjunkturaufhellung gespielt. Die Folge: Gerade Schwellenländer-Aktien haben auf breiter Front zugelegt – bis zu 25 Prozent plus sind es bei den MSCI-Länderindizes für Indien, Russland und die Türkei. Aber auch der Dax stieg seit Jahresanfang um gut 21%, angetrieben auch von zyklischen Aktien wie BWM, die bis zu 40% in diesem Jahr zugelegt haben (Ultimo: 16. März).
Die Fonds unserer Auswertung, die in diesem Jahr weit vorne liegen, spiegeln im Großen und Ganzen diese Faktoren wider, wie aus der Tabelle hervorgeht.
Tabelle: Welche Top-Fonds 2012 vorne liegen
Der Carmignac Investissement findet sich in diesem Jahr im dritten Dezil der besten globalen Aktienfonds und somit relativ weit vorne wieder. Das Haus Carmignac ist bekannt für die hohe Gewichtung von Emerging Markets in seinen Aktien- und Mischfonds. Der Carmignac Investissement, der in stürmischen Marktphasen hohe Cash-Quoten halten kann, hat heute eine Aktienquote von 100% und investiert zu gut einem Drittel in Schwellenländer, vor allem asiatische. Das hat dem Fonds 2012 Auftrieb gegeben. Dem gegenüber ist die Eurozone mit einem Fondsanteil von 7,3% stark untergewichtet. Dies versteht das Fondsmanagement als Absicherung gegen eine mögliche Verschärfung der Eurokrise. Dass der US-Dollar übergewichtet ist und rund 13% der Fondsgelder in Goldminen investiert sind, zeigt, dass die Franzosen ungeachtet der Outperformance ein eher skeptisches Weltbild haben.
Von einer hohen Gewichtung von Schwellenländern hat auch der Neptune Global Equities in diesem Jahr profitiert. Asiatische und europäische Schwellenländer machen bis zu 35% des Fondsvermögens aus, während Eurozonen-Aktien - ganz nach britischer Euroskeptiker-Manier - praktisch nicht im Fonds vertreten sind.
Ähnlich gut hat sich in diesem Jahr der DJE Absolut gehalten. Im Gegensatz zu Carmignac und auch den anderen DJE-Aktienfonds ist dieser Fonds auf europäische Aktien fokussiert, und die haben überproportional von der Markterholung 2012 profitiert. Auch ist die Cash-Quote niedriger als bei den anderen vermögensverwaltenden Aktienfonds der Pullacher (Astra-Fonds, FMM-Fonds), die wegen der traditionell hohen Kasse-Positionen bei Morningstar als aggressive Mischfonds geführt werden. Ein genauerer Blick in das Portfolio zeigt, dass die Fondsmanager bei DJE besonders stark in Rohstoffen, zyklischen Konsumgütern und Finanzdienstleistern unterwegs sind.
Wichtig ist in jedem Fall die langfristige Betrachtung der Eigenschaften eines Fonds. Sie gibt Aufschluss darüber, ob das Rendite-Risiko-Profil konsistent ist oder nicht. Hier ergibt sich ein interessantes Bild. Auffällig ist, dass der etwa der vermögensverwaltende DJE-Absolut kein konsistentes Bild liefert. Während er in der Zeit der Krise 2008/2009 erwartungsgemäß Verluste verringerte und 2009-2011 in der Hausse nur einigermaßen mitlief, wurde er von der Korrektur ab August 2011 kalt erwischt und landete im 8. Dezil. Dass er heute ganz weit vorne im ersten Dezil liegt, ist ebenfalls kein typisches Bild für einen DJE-Fonds. Gleiches gilt streng genommen auch für den Carmignac Investissement, der im vergangenen Herbst nur eingeschränkt Verluste begrenzen konnte. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass das Haus Carmignac bereits seit Anfang 2011 ein sehr pessimistisches Bild der Konjunktur und Finanzmärkte der Industrieländer zeichnet und die Spielräume bei der Cash-Gewichtung auszunutzen pflegt.
Konsistenter ist das Performance-Bild indes bei Neptune, DWS und Union Investment. Sowohl der Neptune-Fonds als auch der DWS Global Value sowie der Mitarbeiterfonds Gottlieb Daimler Aktienfonds DWS zeichnen sich dadurch aus, dass sie in Aufwärtsphasen sehr gut mithalten können, in der Baisse dagegen häufig nicht schnell genug das Risiko reduzieren. Sehr viel risikokontrollierter geht man bei Union Investment vor, was sich am relativ guten Abschneiden in der Korrektur 2011 zeigt. Dass die Fonds Invest Global und Uni Global - net - auch in der Aufwärtsphase 2012 relativ weit oben stehen, erstaunt auf den ersten Blick, dürfte aber auch auf dem Zusammenwirken einzelner Allokationsentscheidungen beruhen, wie etwa die Übergewichtung von Technologie- und Asien-Aktien sowie die Untergewichtung japanischer Standardwerte. Die dritte und letzte Tabelle weiter unten zeigt das Verhalten der Top-Performer 2012 in den dritten und vierten Quartalen 2011. Sie stellt auch eine Bestätigung der These dar, dass Risikokontrolle und das Begrenzen von Verlusten langfristig wichtiger ist als ein Top-Performance-Wert in Aufwärtsphasen.
Tabelle: Viele Top-Fonds mussten in der zweiten Jahreshälfte 2011 Federn lassen
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