Die UBS reihte sich in der vergangenen Woche mit ihrem neuen Produkt UBS (Lux) Key Selection Emerging Markets Allocation in die zunehmend größer werdende Schar der Anbieter von Emerging Markets-Mischfonds ein. Immer mehr Vermögensverwalter bieten Fonds an, die nicht nur über Aktien-Investments das Wachstum in den Emerging Markets in Performance ummünzen wollen. Angesichts des Niedrigzinsumfelds in den Industrienationen und der verbesserten Ratings der Schwellenländer setzen die Fondsmanager auch auf erkleckliche Kursgewinne bei festverzinslichen Papiere. Mehr sogar: „Die Staatsanleihen dieser Länder bieten zum Teil höhere Sicherheiten als Anleihen aus Industrieländern. Denn im Gegensatz zu den Industrienationen haben viele Schwellenländer keine Staatsschuldenprobleme,“ wird UBS-Fondsmanager Andreas Köster anlässlich der Auflegung des neuen UBS-Fonds in den Medien zitiert. Schwellenländerfonds also auch für das Risikomanagement?
Wer den Botschaften der Fondsprofis lauscht, könnte zum Schluss kommen, dass es sich bei Emerging-Markets-Mischfonds um die sprichwörtliche Eier legende Wollmilchsau handele. Wird hier eine Fondskategorie mit zu vielen Hoffnungen (und Vertriebsambitionen) überfrachtet? Wir nehmen diesen Trend am Fondsmarkt zum Anlass, um uns diese Mischfondskategorie etwas genauer anzusehen.
Zunächst fällt auf, dass die Morningstar Kategorie der Schwellenländer-Mischfonds mit 8 Produkten noch sehr überschaubar ist. Sie wächst allerdings stetig: 5 dieser Produkte sind erst im vergangenen Jahr auf den Markt gekommen. Nach unseren Daten sind bereits 1,3 Milliarden Franken in diesen Fonds investiert, Tendenz steigend: In den ersten 3 Monaten dieses Jahres flossen rund 680 Millionen Euro in diese Mischfonds, mehr als die Hälfte des verwalteten Vermögens.
Die untere Tabelle zeigt eine Auswahl an Rendite-Risiko-Kennziffer der 8 Fonds umfassenden Kategorie. Aufgrund der noch jungen Historie der meisten Fonds handelt es sich um eine Momentaufnahme. In etlichen Punkten ist allerdings eine Annäherung, ein vorsichtiges Herantasten möglich. Vorweg gesagt: Das Bild ist weder sonderlich rosig, noch handelt es sich bei diesen Fonds um Totalausfälle. Wie bei anderen Mischfonds, wird auch hier mit Wasser gekocht.
Tabelle: Junge Fondskategorie sucht Anleger: Ein Überblick über Mischfonds für Schwellenländeranlagen
Angaben in Prozent, Sortierung nach Rendite 01/2012-4/2012, Quelle: Morningstar Direct
Aus der Tabelle oben leiten sich folgende Fragen ab, denen wir nachgehen wollen:
1. Wie sieht die Performance-Bilanz aus?
Eher gemischt. Vergleicht man die Mischfondskategorie mit dem Aktien-Index MSCI Emerging Markets NR, fällt auf, dass die Fonds in guten Zeiten nicht mithalten können. In den ersten 3 Monaten dieses Jahres, in denen Risiko-Anlagen einen sehr guten Lauf hatten, konnte der MSCI-Index in Franken gerechnet um 10,26% zulegen, verglichen mit durchschnittlich 4,3% bei den Mischfonds. Doch wir wollen nicht unfair sein und Äpfel mit Birnen vergleichen (auch wenn viele Emerging-Mischfondsmanager unumwunden zugeben, den MSCI-Index performance-seitig im Blick zu haben). Wir nehmen deshalb eine Aktien-Renten-Benchmark, die hälftig aus dem MSCI Emerging Markets NR und hälftig aus dem JP Morgan EMBI Plus TR besteht. Hier fällt die Bilanz in einigen Zeiträumen für die aktiv verwalteten Fonds gut aus. So schlugen sie die 50:50-Benchmark in den letzten beiden vollen Quartalen, also von Oktober 2011 bis März 2012 deutlich, nämlich um 220 Basispunkte. In Zeit der turbulenten Börsen im vergangenen Herbst konnte sich die Performance der aktiven Fonds also sehen lassen.
Spielen wir ein wenig mit den Daten, fällt die Bilanz indes nicht mehr überzeugend aus. Ein Beispiel: In den ersten 4 Monaten des Jahres legte die Gruppe der Mischfonds um 5,22% zu. Die Benchmark gewann 6,07%. Noch deutlicher hinken die Fonds in der Periode zwischen Januar und März Oktober 2012 der Aktien-Renten-Messlatte hinterher: Hier schafften die Fonds nur 4,3% gegenüber dem Benchmark-Plus von 13,64%. Das zeigt, dass wechselvolle Märkte den Fondsmanagern Probleme bereiten. Fondsmanager können eben den Markt mehrheitlich nicht erfolgreich timen. Sie liegen mit ihren Wetten deshalb mehr oder weniger deutlich hinter statischen Benchmarks. Was allgemein gilt, kommt bei volatilen Marktperioden noch deutlicher zum Tragen (lesen Sie hier eine Analyse zu Mischfonds).
2. Wie sieht die Risikobilanz aus?
Leider ebenso gemischt. Das ist unschön, vergegenwärtigt man sich, dass das Risikomanagement eines der Hauptargumente für den Vertrieb der Emerging-Markets-Mischfonds darstellt. Hier schneiden die 8 Produkte, aus denen sich die Morningstar-Kategorie zusammensetzt, nicht überzeugend ab. Im Kalenderjahr 2011 konnten die Fonds eben nicht die Verluste begrenzen: Im Schnitt verloren sie 17,13%. Das ist zwar etwas besser als die Bilanz des Aktienindex MSCI Emerging Markets, der um 18,16% nachgab. Aber da wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen wollen, wenden wir uns dem gemischten Index als Benchmark zu. Der 50:50-Index verlor 2011 nur 5,93% und lag damit gut 12 Punkte vor den aktiv verwalteten Mischfonds. Auch die 1-Jahres-Volatilität lag mit 12,28 über der Volatilität des Index (10,66%). Dieses Bild ändert sich nicht, wenn man eine andere beliebte Risikokennziffer verwendet, den maximalen Verlust. Zwischen Mai 2011 und April 2012 verloren die Fonds im Schnitt maximal 15,82%, verglichen mit einem Minus von nur 11,62% bei der Benchmark. Auch wenn man zu Recht einwenden mag, dass die Zahl der Fonds noch gering ist, ähneln sich die Ergebnisse, wenn man die zahlreicheren Emerging-Markets-Mischfonds untersucht, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind (lesen Sie hier die Analyse der größeren Peergroup).
3. Was sagen uns die Zahlen noch?
Die Zahlen zeigen darüber hinaus eine sehr starke Dispersion. Mit anderen Worten: Die Ergebnisse der Fonds liegen weit auseinander.
Stichwort Performance: Per Ende April konnten die besten 20% der Fonds der Kategorie der Emerging-Markets-Mischfonds in diesem Jahr im Schnitt um 7,21% zulegen, die 20% schlechtesten Fonds gewannen nur 2,82% hinzu (Index: 6,07%). 2011 verlor der schlechteste Fonds 25,97%, der beste kam 2011 auf ein Minus von „nur“ 10,59% (Index: -5,93%).
Stichwort Risiko: Wir erinnern uns: Der maximale Verlust in der Phase Mai 2011 und April 2012 betrug beim Index 11,62%. Der beste der Fonds verlor fast 200 Basispunkte mehr. Der schlechteste der aktiv verwalteten Fonds brach sogar um 23,45% ein. Keine guten Argumente in Sachen Risikomanagement also.
4. Haben also Anleger in diesen Fonds großen Schaden erlitten?
Dafür spricht nicht viel. Unsere Untersuchung ist nicht volumengewichtet. Der Fonds, der das meiste Anlegergeld auf sich vereint, hat kein Schiffbruch erlitten. Der Carmignac Portfolio Emerging Patrimoine kommt auf gut 800 Millionen CHF, etwa 2/3 des in dieser Kategorie investierten Geldes. Er kam in den ersten 4 Monaten dieses Jahres fast an den Index heran. Die Risikokennziffern des Carmignac-Fonds waren durchweg besser als beim Index und der Vergleichsgruppe. Es steht jedoch zu erwarten, dass mit der steigenden Zahl an Fonds die Dispersion bei den Ergebnissen steigen wird.
5. Und was ist die Moral der Geschichte?
Das Fazit ähnelt leider der Bilanz der meisten Kategorien aktiv gemanagter Fonds: Im Durchschnitt schneidet die Masse schlechter ab als eine (zwangsläufig starre) Benchmark. Für Anleger bieten sich also zwei Konsequenzen an: Aktive Investoren, die weder Zeit noch Mühe in die Fondsmanager-Auswahl stecken wollen, können sich inzwischen mit Exchange Traded Funds, also börsennotierten Indexfonds, selber behelfen. Das ist in diesem Beispiel nicht schwierig: Es gibt eine große Zahl an ETFs, die den Aktien-Index MSCI Emerging Markets verfolgen. Und die Zahl der Emerging-Bond-ETFs steigt laufend. Derzeit gibt es einen ETF von iShares am Markt, der als Anleihen-Pendant zum MSCI Aktien-Index in Frage kommt. Ich empfehlen Ihnen hier unseren ETF-Screener, mit dem Sie problemlos die ETFs ihrer Wahl suchen und auch analysieren können (hier gelangen Sie zum Morningstar ETF Screener).
Wer sich indes nicht als Do-it-Yourself-Anleger betätigen will, dem bleibt dennoch nicht die Mühe einer Manager-Prüfung erspart. Anleger werden bei unseren qualitativen Morningstar-Reports fündig. Auch wenn es zu dieser jungen Fondsgruppe noch keine qualitativen Analysten-Ratings gibt, wird das von unseren Analysten bearbeitete Fondsuniversum zunehmend größer. Unser Quickrank bietet Ihnen eine schnelle Übersicht über die von unseren Analysten bewerteten aktiv verwalteten Fonds (hier gelangen Sie zum Research-Quickrank).
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