Das Votum der Anleger war eindeutig: Investoren im offenen Immobilienfonds CS Euroreal gaben bis zum 21. Mai Verkaufsaufträge im Wert von 3 Milliarden Euro ab. Damit ist klar, dass auch der letzte Versuch der Immobilien-Tochtergesellschaft der Credit Suisse, den Fonds zu retten, gescheitert ist. "Die gesammelten Rücknahmeverlangen lagen so deutlich über der Liquidität von rund 1,6 Milliarden Euro, dass wir - wie zuvor für diesen Fall angekündigt – im Sinne der Gleichbehandlung aller Anleger kein einziger Rückgabewunsch ausgeführt wurde", teilte die Credit Suisse Asset Management mit. Der Fonds wird zum 30. April 2017 gekündigt.
"Auch wenn wir uns eine andere Entscheidung gewünscht hätten, haben die vergangenen Tage gezeigt, dass es richtig war, Ihnen mit dieser Entscheidungsmöglichkeit eine Alternative zu der sofortigen Auflösung des CS Euroreal anzubieten", so Geschäftsführer Karl-Heinz Heuß in einem Brief an die Anleger. In den kommenden fünf Jahren werden nun die Fonds-Immobilien sukzessive verkauft und die Erlöse - abzüglich Kosten - an die Anleger "in etwa halbjährlich" ausgezahlt, wie die Credit Suisse ankündigte.
Damit nimmt das Schicksal der offenen Immobilienfonds, die im Laufe der vergangenen zwei Jahre wegen Liquiditätsschwierigkeiten ihr Vermögen einfrieren mussten, seinen Lauf. Nach dem Axa Immoselect, Kanam Grundinvest, SEB Immoinvest muss nun auch das gut 6 Milliarden Euro schwere Dickschiff der Credit Suisse aufgelöst werden.
Als große Publikumsfonds bleiben nunmehr nur die Produkte der Deka, Union Investment, Commerzbank und Deutschen Bank übrig. Damit hat sich die These erhärtet, dass es bei offenen Immobilienfonds auch auf einen stabilien, proprietären Vertrieb ankommt. Allerdings mutet die Episode auch wie eine verpasste Chance an: Große Häuser, vor allem die Axa und Credit Suisse, haben es nicht geschafft, den deutschen Anbieter die Stirn zu bieten: fortan beherrschen die Asset Manager der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie der Commerzbank und Deutschen Bank den Markt für offene Immobilienfonds.
Beim CS Euroreal war bereits absehbar, dass nach dem Scheitern der Bemühungen um den SEB ImmoInvest der Druck der Anleger auf Berater und Vermittler riesig sein würde. Viele Anleger, die in dem Fonds seit fast zwei Jahren fest sitzen, wollten die Episode offenbar einfach nur noch beenden, auch wenn sie - im Gegensatz zu den Anlegern in anderen eingefrorenen Immobilienfonds - beim CS Euroreal in keinem Jahr Verluste hinnehmen mussten.
Vor dem Hintergrund des extrem schlechten Marktumfelds mutet es allerdings auch sehr ambitioniert an, dass die Credit Suisse - wie auch zuvor die SEB - die Vertragsbedingungen des Fonds absehbar nachteilig für die Anleger gestalten wollte.
Zur Erinnerung: Für den Credit-Suisse-Fonds waren für den Fall einer erfolgreichen Wiedereröffnung neue Regeln vorgesehen. Die Gesellschaft hätte mindestens bis April 2013 keine Rückgaben - in jeglicher Höhe - bedient. Für Kündigungen von Anlagegeldern von mehr als 30.000 Euro wäre der Fonds sogar bis 2014 faktisch geschlossen geblieben (lesen Sie hier mehr). Das Beispiel des SEB ImmoInvest hat sich indes nunmehr auch beim CS Euroeal bestätigt: der Leidensdruck der Anleger war zu groß.
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