Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

iShares will die ETF-Liquidität in Europa transparenter machen - zumindest bei den eigenen Produkten.

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Willkommen zu unserer neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die neugelisteten Produkte in Europa.


Der ETF Markt 


iShares ist seinem Ruf als Vorreiter für Industriestandards erneut gerecht geworden und schafft mehr Transparenz im ETF-Handel. Anleger bekommen künftig einen besseren Überblick über die Liquidität am Markt. Worum es geht: Der ETF-Markt in Europa ist sehr fragmentiert. Im Gegensatz zu den USA gibt es in Europa zahlreiche Börsen. Zudem legt jedes Land die EU-Richtlinien anders aus, was den grenzüberschreitenden Vertrieb für ETF-Anbieter erschwert. Dies hat zur Folge, dass die Liquiditätslage diffus ist und Investoren mühsam an mehreren Börsen nach dem  besten Deal suchen müssen. Dies ist natürlich sehr zeitaufwendig - und kann einiges kosten, wie auch unser wöchentlicher ETF-Spread-Bericht zeigt. Oft genug wird derselbe ETF an verschiedenen Börsen zu deutlich unterschiedlichen Konditionen gehandelt. 


Um dem entgegenzuwirken hat sich iShares mit Bloomberg zusammengetan, um die Gesamtliquidität von ETFs übersichtlicher zu gestalten. Die beiden Unternehmen haben die branchenweit erste konsolidierte Übersicht zur Liquidität von ETFs entwickelt. Mit dieser Übersicht lässt sich die getrennte Betrachtung der einzelnen Märkte für die europäischen ETFs überwinden - zumindest für iShares-Produkte. Zudem sollen Investoren anhand der konsolidierten Übersicht leicht die besten Geld- bzw. Brief-Kurse erkennen und somit sehen können, welche Börsen besonders liquide sind. Diese Übersicht wird von Bloomberg bereitgestellt. Hierzu werden anhand der Ticker-Daten für die europäischen Märkte das Volumen und die Handelsdaten aus den Reports für den außerbörslichen Over-the-Counter-Handel und die börsengehandelten iShares ETFs zusammengerechtet. Dies ist entscheidend, da ca. 50% des ETF-Handels außerbörslich abgewickelt wird. Die On-Screen-Liquidität entspricht damit nicht der tatsächlichen Liquidität. 


Insgesamt werden Marktdaten aus 22 Handelsplätzen in Europa, an denen die ETFs gehandelt werden, berücksichtigt. Auf der einen Seite ist dieser Schritt im besten Interesse der Investoren, wurde aber sicherlich auch teilweise durch erwartete künftige Regulierung getrieben. Doch Richtlinien hin oder her, dieser Schritt geht in die richtige Richtung und wird hoffentlich von anderen ETF-Anbietern ebenfalls umgesetzt.

  

Bei STOXX hat sich diese Woche die Emissionsflut fortgesetzt. Wie bekannt wurde, bietet das Unternehmen ESG Leader Blue-Chip Indizes an. Der STOXX Europe ESG Leaders 50, EURO STOXX ESG Leaders 50, STOXX Asia/Pacific ESG Leaders 50 und der STOXX North America ESG Leaders 50 Index leiten sich vom der STOXX Global ESG Leaders Index-Familie ab. Die Indexkomponenten werden anhand des Streubesitzes ausgesucht und anhand des ESG-Ranking gewichtet, wobei „E“ für Umweltbewusstsein (Environmental), „“S“ für Sozial und „G“ für Betriebsführung (Governance) steht. Für die einzelnen Indizes werden die 50 größten Unternehmen der jeweiligen Region aus dem STOXX Global ESG Leaders Index bezogen. Die Index-Familie wurde in Zusammenarbeit mit Sustainalytics konstruiert. Wie bereits mehrfach an dieser Stelle erwähnt, suchen Index-Anbieter und letztendlich auch ETF-Anbieter immer neue Wege, um mehr Produkte auf den Markt zu bringen. Wir dürfen gespannt sein, wann der Markt gesättigt ist und es zu Marktkonsolidierungen kommen wird. Da der ETF-Markt jedoch noch relative neu ist (im Vergleich zu Aktien oder Investmentfonds) ist davon auszugehen, dass die Flut neuer Indizes und ETFs noch einige Zeit anhalten dürfte.


Moody’s hat diese Woche Privatanleger vor den Folgen des zunehmenden Gebrauchs von ETFs durch institutionelle Investoren gewarnt. Die Ratingagentur argumentiert, dass das Risiko für Privatanleger steigt, da institutionelle Investoren wesentlich höheren Volumina handeln. Gleichzeitig warnt Moody’s vor den Auswirkungen für Firmen wie State Street, BlackRock und Invesco. Das US-Unternehmen bezieht sich dabei unter anderem auf einen großen ETF-Trades, der auf dem Primärmarkt durchgeführt wurde. Solche große Block-Trades würden sich negativ auf den Nettoinventar-Wert auswirken und dadurch zu Verlusten bei Investoren führen, heißt es weiter. Dies ist allerdings eine einseitige Interpretation. Erstens bewegen institutionelle Anleger in jeder Anlageklasse große Volumina, insofern ist diese Kritik einmal mehr nicht ETF-spezifisch. Zum anderen sind Block-Trades auf dem Primärmarkt nicht nur effizienter für alle Beteiligten, sondern auch kostengünstiger. Zudem sollte man sich mal die Auswirkungen eines solchen Trades über die Börse vorstellen. Nicht zuletzt sorgt dieser Mechanismus für die Liquidität am ETF-Markt, was ein Grund für den Erfolg dieser Produktklasse ist. 


Zum Vergleich: Wenn die Manager von aktiv verwalteten Investmentfonds Aktien in großem Still verkaufen, müssen sie dies über einen längeren Zeitraum tun. Das hat  oft genug negative Folgen, speziell in volatilen Märkten, was ebenfalls nicht im Interesse des Endinvestors ist. Wenn institutionelle Investoren Fonds auf den Markt werfen, gibt das oft nicht nur ein Problem auf Fondsebene, sondern eben auch, wie gerade erwähnt, innerhalb des Fonds, der seine Bestandteile veräußern muss. Das Thema ist insofern zu komplex für einfache Botschaften und sollte nicht nur anhand weniger Beispiele analysiert werden. Zudem sollte man ETFs nicht isoliert betrachten, sondern sich das Gesamtbild des Marktes und den Handelspraktiken darin anschauen. 


ETF Markt – Neuemissionen


Die UBS hat diese Woche 7 ETFs an der Deutschen Börse auf den Markt gebracht. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um vier verschiedene Indizes, die durch zwei Produktklassen abgedeckt werden. Anlageklasse „A“ ist für Privatinvestoren, Anlageklass „I“ für institutionelle. Dabei sollte beachtet werden, dass Privatinvestoren durchaus die günstigere Anlageklasse für institutionelle Investoren kaufen können - sofern sie genug Geld auf der hohen Kante haben, um die I-Anteile zu kaufen, die deutlich teurer kommen als A-Anteile. 


Der UBS (Irl) ETF plc – MSCI USA (USD) gibt Anlegern Zugriff auf die Wertentwicklung des US-Aktienmarktes. Der Index besteht derzeit aus ca. 600 große bis mittelgroße US-Unternehmen, die insgesamt etwa 84% der Marktkapitalisierung in den USA abbilden (nach Streubesitz). Der UBS (Irl) ETF plc – MSCI USA Value (USD) investiert in US-Value Aktien. Indexbestandteile müssen zuvor einen Selektionsprozess, der auf acht historischen und zukunftsorientierten Fundamentaldaten basiert, erfolgreich durchlaufen. Berücksichtigt werden Unternehmen, deren Aktienkurs im Vergleich zum Unternehmenswert als unterbewertet eingestuft wird. Der UBS (Irl) ETF plc – S&P 500 (USD) bildet die Wertentwicklung der wohl bekanntesten US-Benchmark ab. Der S&P 500 Index repräsentiert ca. 75% des gesamten US-Aktienmarktes. Außerdem hat UBS den UBS (Irl) ETF plc – MSCI World auf den Markt gebracht, der Investoren den Zugang zu 1600 großen bis mittelgroßen Unternehmen aus 24 Industrieländern branchenübergreifend anbietet.


db X-trackers hat seine Produktpalette an der London Stock Exchange um acht Produkte auf sogenannte CDS (Credit Default Spreads) erweitert. Mit CDS können sich Investoren gegen Kreditausfälle absichern bzw. auf solche spekulieren. Die Referenzindizes werden von Markit North America berechnet und veröffentlicht und spiegeln die Performance einer on-the-run Kreditderivattransaktion mit einer anfänglichen Laufzeit von 5 Jahren wider. Die Performance stellt die Rendite aus Sicht des Kreditsicherungsgebers dar. Im Einzelnen geben die ETFs von db X-trackers Investoren mit Möglichkeit, an der long-only, gehebelten und inversen Wertentwicklung von Ausfallversicherungen für Investment Grade und High Yield Kreditderivate teilzunehmen. CDS-Produkte sind sehr komplex und diese als gehebelte oder inverse Produkte anzubieten, macht diese ETFs zu sehr komplizierten Investmentvehikeln. Daher sollten Privatinvestoren dies Produkte  vermeiden!




ETF Markt – Gewinner und Verlierer


Die Euro-Krise spitzt sich immer weiter zu. Zuletzt kam der spanische Bankensektor massiv unter Druck. Berichten zur Folge berät der Internationale Währungsfonds intern bereits über Notkredite für Spanien. Die spanische Regierung will die nötigen 19 Milliarden Euro für die Rettung von Bankia SA aufbringen. Auch die US-Wirtschaftsdaten sind diese Woche etwas ernüchternd ausgefallen; die US-Arbeitsmarktdaten fielen schwächer aus als erwartet. Zudem gibt es erste Anzeichen, dass die Eurokrise zunehmend auch Asien belastet. Es ist also wenig verwunderlich, dass diese Woche speziell Volatilitätsprodukte zu den Gewinnern gehörten und spanische Aktien-Produkte zu den Verlieren. Auch Gas hatte erneut eine schlechte Woche. Nachdem Gasproduzenten in den letzten Wochen ankündigten, die Gasproduktion drosseln zu wollen, sind letzte Woche die Gasreserven wieder angestiegen, was sich negativ auf den Gaspreis ausgewirkt hat. Zudem wurden neue Gasreserven in den USA erschlossen, die der inländische Gasnachfrage für die kommenden Jahre sichern sollten. 



Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.