Meinungen über Märkte
Der Start in die Börsenwoche war am Montag furios, aber die Realität der Schuldenkrise hat die Kapitalmärkte bereits am Nachmittag von Tag 1 schnell wieder eingeholt. Der Index Dax hatte nach dem Wahlsieg der Euro-Befürworter in Athen im frühen Handel noch mit einem Sprung auf über 6.300 Punkte gefeiert. Auch der SMI kratzte an der 6.000 Punkte-Marke. Allerdings schmolzen die Gewinne schnell wieder zusammen. Marktteilnehmer fühlten sich offenbar an die vergangene Woche erinnert, nachdem die Wirkung der Zusage über (indirekte) Hilfen von maximal 100 Milliarden Euro für die spanischen Banken ebenfalls schnell verpufft war.
Wahrscheinlich spricht die Allokation von Fondsmanagern, die die Bank of America Merrill Lynch erhoben hat, Bände: Die Risikoaversion globaler Fondsmanager hat laut der am vergangenen Dienstag verbreiteten Umfrage der US-Bank einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Netto-Cash-Positionen haben laut der Ende Mai bis Anfang Juni befragten Fondslenker mit 5,3% der Portfolios den höchsten Wert seit Januar 2009 erreicht. Das sind 0,6 Punkte mehr als in der Mai-Umfrage. Die Fondsmanager fordern – wie viele andere Marktakteure auch – eine expansivere Notenbank-Politik. „Die Risk-off-Positionen sind extrem ausgeprägt, aber wir haben die finale Kapitulation noch vor uns“, so Gary Baker, Chef-Aktienstratege bei BofA Merrill Lynch Global Research.
Doch was sagen die Fondsprofis im Einzelnen? Die Kommentare am Tag nach der Griechenland-Wahl lassen nicht darauf hoffen, dass sich institutionelle Investoren vom Sieg der konservativen Parteien angespornt fühlen, kräftig bei Risikopapieren zuzugreifen. Die Skepsis überwiegt. Kurzfristig habe die Wahl in Griechenland die Gefahr gebannt, dass ein Sofort-Exit Griechenlands aus dem Euro-Raum einen unkontrollierbaren Banken-Run in Süd-Europa auslösen könnte, sagt Toby Nangle, Head of Mult Asset bei Threadneedle. Allerdings sei es mitnichten klar, dass die neue Regierung in Athen die Sparmaßnahmen der Troika auch umsetzen werde. Auch wenn Griechenland nun mit einer weiteren Gnadenfrist rechnen könne, „ändert das Wahlergebnis nichts an unserer Einschätzung, dass der Exit Griechenlands wahrscheinlicher ist als ein Verbleib in der Eurozone“, so Nangle.
„Der Verbleib Griechenlands in der Eurozone ist durch das Wahlergebnis bestenfalls kurzfristig etwas wahrscheinlicher geworden, weil „Neue Demokratie“ und „PASOK“ das Troika-Programm nicht per se in Frage stellen“, sekundiert Frank Engels, Leiter Renten-Management bei Union Investment. Die Probleme seien indes „nicht grundsätzlich gelöst“. Bereits in den ersten Juliwochen werde im Fokus stehen, dass Griechenland erneut eine Vielzahl von Reformmaßnahmen des Troika-Programms nicht umgesetzt und die Sparziele weit verfehlt habe, so Engels. Dann werde sich die Frage stellen, ob die internationalen Gläubiger der Regierung Griechenlands erneut die Finanzierungslücke im Troika-Programm schließen sollten. Ansonsten drohe eine erneute Umschuldung Griechenlands oder ein Kreditausfall. Letzteres könnte einen Austritt Griechenlands aus dem Euro und aus der Europäischen Union nach sich ziehen, heißt es bei Union Investment.
LGT Capital Management geht auf die Perspektiven für die Finanzmärkte ein. „Die griechische Volkswirtschaft befindet sich in einer sehr schweren Rezession, das griechische Finanzsystem hängt auf Gedeih und Verderben am Tropf der Notenbank und der ineffizienten Verwaltung gelingt es immer noch nicht, fällige Steuern einzutreiben. Solange weder diese akuten Herausforderungen glaubwürdig angegangen noch überzeugende Lösungsansätze für die strukturellen Probleme Griechenlands und der Eurozone aufgezeigt werden, wird die Verunsicherung der Konsumenten und Anleger weiterhin hoch bleiben“, so die Liechtensteiner.
Oliver Schlick, Chief Investment Officer der BayernInvest, sieht in der Wahl eine Atempause von "vermutlich nur kurzer Dauer“. Es stehe „außer Frage, dass die Diskussion um die Zukunft Griechenlands in spätestens 3 Monaten wieder geführt werden wird“, so Schlick weiter. Die Folgen für die Euro-Südstaaten seien dabei ungewiss. „Ist das Vertrauen stark genug, werden Negativnachrichten aus Griechenland die Märkte nicht mehr erschüttern können. Ist der Glaube an die politische Willenskraft und Schuldentragfähigkeit der Südstaaten jedoch geschwächt, kann eine schlechte Nachrichtenlage in Griechenland zur Ansteckung der Südzone führen“, heißt es bei BayernInvest. Viel werde von den Treffen der G20 und dem nächsten EU-Gipfel abhängen.
Der Fondsmarkt
Nachdem bekannt wurde, dass die Allianz-Tochter Pimco als eigenständiger Asset Manager am Markt auftritt, wird im Gegenzug nunmehr offenbar die Marke von Allianz Global Investors (AGI) gestärkt. Wie es aus Medienberichten heißt, werden die AGI-Untermarken RCM, Nicholas Applegate und NFJ sukzessive verschwinden. Damit soll der Brand des Pimco-Schwesterunternehmens unter dem Allianz-Dach gestärkt werden.
Unterdessen nimmt das im November 2011 beschlossene Sparprogramm bei BNP Investment Partners laut französischen Medienberichten seinen Lauf: Es seien zwischen 60 und 65 Stellen in Frankreich gestrichen worden, heißt es. Der Bereich für das so genannte Overlay Asset Management, der auf Absicherungsgeschäfte bei Währungen spezialisiert ist, steht dabei offenbar zur Disposition.
Kaum hat die Aktie des schottischen Asset Managers Aberdeen Anfang des Jahres den Sprung in die oberste Börsenliga Großbritanniens, in den FTSE 100, geschafft, wird auch bereits über eine Übernahme gemunkelt. Laut RBC-Analyst Peter Lenardos könnte der Asset Manager attraktiv für einen größeres nicht-europäisches Haus aus den USA, Kanada oder Asien sein. Allerdings dürfte angesichts der vielen zum Verkauf angebotenen Asset Manager am Markt – unter anderem von Dexia, Deutsche Bank und Robeco – ein Käufer doch nicht so leicht zu finden sein.
An das berühmte Pfeifen im Walde erinnert eine Analyse von Alliance Bernstein, nach der die Prognosen über das Wachstum von börsennotierten Indexfonds (ETFs) „überzogen“ seien. Das Wachstum der Index-Manager und Konkurrenten von aktiven Häusern werde sich in den kommenden 10 Jahren verlangsamen, starkes Wachstum sei nur durch die Hinzunahme von aktiven Strategien im Indexgewand denkbar, so Alliance Bernstein laut Medienberichten.
Eine Personalie vermeldet der französische Asset Manager Carmignac Gestion. Der bisherige Asien-Analyst David Park wird zum Co-Manager des Carmignac Emerging Discovery ernannt. Park wird seine neue Funktion Ende Juni 2012 antreten und den Nebenwerte-Aktienfonds gemeinsam mit Xavier Hovasse verwalten. Bislang waren Emerging-Markets-Teamleiter Simon Pickard und Hovasse für den Fonds verantwortlich.
Neue Produkte am Markt
Das auf Trendfolger-Fonds spezialisierte österreichische Haus C-Quadrat hat den „C-QUADRAT SMN Equity Trend Plus“ (LU0762832730) aufgelegt. Der Fonds bestehe aus einem Long- und einem Shortportfolio, die unabhängig voneinander allokiert werden. Die Investitionsquote des Fonds werde zwischen null und 100% liegen. Das Long-Portfolio setzt sich aus Aktien aus dem MSCI All Country World TR zusammen, für das Shortportfolio wird aus rund 20 liquiden Aktienindex-Futures ausgewählt. Der Fonds wird nach einem systematischen, Trendfolge-Handelsansatz gemanagt. Im Gegensatz zu den anderen Trendfolge-Fonds von C-Quadrat, die von Arts Asset Management verwaltet werden, ist hier SMN Investment Services Ltd. für das Management verantwortlich. C-Quadrat wird den Fonds vermarkten.
Die französische Fondsgesellschaft Edmond de Rothschild Asset Management hat mit dem Edmond de Rothschild Eastern Europe und dem Edmond de Rothschild Latin America zwei neue Emerging Markets Fonds lanciert. Fondsmanager Gegham Ananyan setzt im EdREmerging Europe (ISIN: FR0011225853) auf die langfristigen Wachstumsthemen Konsum, Infrastruktur und Rohstoffe. Auf Basis eines kombinierten Top-down/Bottom-up-Ansatzes sucht er Unternehmen mit einem hohen und nachhaltigen Gewinnwachstum, hoher Marktmacht und attraktiven Bewertungen. Das Portfolio werde circa 40 bis 50 Aktien enthalten. Regional liegt Ananyans Präferenz derzeit auf dem russischen Aktienmarkt. Der EdR Latin America (ISIN: FR0011100973) investiert in Lateinamerika und diversifiziert über die Märkte Brasilien, Peru, Kolumbien, Mexiko und Chile.
Oppenheim Asset Management hat mit dem SOP AnleihenChinaPlus (ISIN: LU0776283714) einen Publikumsfonds aufgelegt, der überwiegend in Renminbi-Anleihen sowie in asiatische US-Dollar-Anleihen investiert, die auf Renminbi gesichert werden. Dazu kann das Fondsmanagement Währungen aus anderen asiatischen Ländern, unter anderem aus Südkorea, Taiwan, Indien, Singapur und Malaysia, erwerben. Die Anlagestrategie konzentriert sich zum Start des Fonds auf Investmentgrade-Anleihen, während Non-Investmentgrade-Anleihen als Beimischung dienen. Fondswährung ist der US-Dollar. Mit der Verwaltung des Fonds beauftragt ist BOCHK Asset Management Limited, eine Tochtergesellschaft der Bank of China Management aus Hongkong.
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