„Die Rente ist sicher“, lautete das Schlagwort einer Kampagne in den 1980-er Jahren, mit welcher der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm für die gesetzliche Rente warb. Das Bild hat sich jedoch gravierend geändert: Das Renteneintrittsalter wird immer weiter heraufgesetzt, die Rentenhöhe selbst immer weniger. In Deutschland liegen die Pensionsverbindlichkeiten des Staates bei 330% des BIP; sprich: Investoren sollten lieber für die eigene Rente sorgen und nicht alleine auf den Staat vertrauen. Eine attraktive Möglichkeit für langfristiges, regelmäßiges Sparen sind Investment-Sparpläne. Es stellt sich hierbei die keinesfalls triviale Frage, in was und auch wie angelegt werden sollte.
Investoren haben individuelle Risiko-Rendite-Profile - ein 20-jähriger Sparer wählt wahrscheinlich einen höheren Aktienanteil und somit eine aggressive Allokation, wohingegen ein 50-jähriger ein höheres Gewicht auf Anleihen legen wird (defensive Allokation). Laut einer Studie von Ibbotson Associates macht die Asset-Allokation ca. 90% der Rendite eines Investments aus. Es ist also wichtig, dass Anleger in ein diversifiziertes Portfolio investieren und nicht auf einzelne Titel setzen. Hierfür sind Investmentfonds, und somit auch ETFs, die beste Alternative. Bliebe „nur“ noch zu klären, welcher Weg der geeignete ist.
Im folgenden Beispiel analysieren wir drei Musterportfolios mit einer moderaten Allokation, bei denen der Aktienanteil zwischen 35% und 65% liegt. Weiterhin nehmen wir nehmen an, dass das Startkapital bei €1,000 liegt und monatlich €100 über drei Jahre eingezahlt wird. (Der gewählte Zeitraum ist primär auf die kurze Live-Performance des db x-trackers Portfolio TR Index zurückzuführen.) Steuern und Handelskosten werden der Einfachheit halber nicht berücksichtigt.
Portfolio 1: Portfolio 1 spiegelt die Durchschnittsrendite aller in Europa ansässigen aktiv verwalteten Produkte der Morningstar Kategorie „ausgewogene Mischfonds“ wider. Hierbei handelt es sich um Fonds, denen eine Multi-Asset-Strategie zugrunde liegt. Die Fondsmanager investieren also in verschiedenen Anlageklassen, um ein diversifiziertes Portfolio zu konstruieren. Oft schichten die Manager je nach Marktphase das Portfolio aktiv um. Der Vorteil dieser Fonds liegt darin, dass sich der Anleger nicht um die Asset-Allokation kümmern muss. Der Nachteil liegt darin, dass nur ca. ein Drittel der aktiv verwalteten Fonds langfristig Mehrwert schaffen können. Das Risiko, einen Underperformer zu erwischen, ist also groß. Eine Ursache der Underperformance sind dabei die Kosten aktiv gemanagter Fonds, die deutlich höher sind als bei ETFs.
Portfolio 2: Portfolio 2 besteht nur aus dem db x-trackers Portfolio TR Index. Hierbei handelt es sich um ein aktiv gemanagtes ETF-Portfolio, das ausschließlich in ETFs zur Asset-Allokation investiert und selbst als ETF an der Börse gehandelt wird. Das Produkt folgt der Maxime, über einen Zugang zu diversen Aktien- und Rentenmärkten möglichst viele Renditequellen zu erschließen. Der db x-trackers Portfolio TR Index ETF schichtet dabei nur selten um und weist deutlich niedrigere Kosten auf als die meisten aktiv verwalteten Mischfonds. Investoren müssen also zwar auch hier einmal mehr den Fähigkeiten eines Fondsmanagers vertrauen, bekommen aber ein günstiges (und liquides) Mischportfolio an die Hand.
Portfolio 3: Portfolio 3 haben wir bei Morningstar kreiert und steht beispielhaft für die Portfolios, welche die Selbstentscheider unter den Investoren stricken können. Wer seine Finanzen lieber selbst in die Hand nimmt oder den Fähigkeiten aktiver Fondsmanager nicht vertraut, kann seine Allokation selber steuern. Zielsetzung war nicht, ein optimal diversifiziertes Portfolio mit allen nur erdenklichen Bausteinen zu schaffen, sondern ein realistisches ETF-Portfolio für deutsche Anleger aufzubauen. Wir haben uns für sechs ETFs entschieden. Bei der Aktien-Allokation haben wir Deutschland leicht übergewichtet. Deutsche Standardwerte repräsentieren ca. 27% der Aktien-Allokation und 16% des Gesamtportfolios.
Dieser so genannte Home Bias ist in Bezug auf Diversifikation nicht optimal, mit 16% des Gesamtportfolio fällt er jedoch relativ gering aus im Verhältnis zum Anteil von ca. 4% deutscher Aktien an der globalen Aktienmarktkapitalisierung. Insbesondere für Privatinvestoren kann dieser Bias jedoch aus mehreren Gründen Sinn machen. Zum einen verringert er Bias die Währungsrisiken, die durch internationale Anlagen entstehen. Zum anderen sind Anleger über heimische Unternehmen besser informiert und habe dadurch einen besseren Einblick in die wirtschaftliche Lage des Referenzwertes, was auch aus psychologischen Gründen vorteilhaft sein kann. Auch bei der Anleihen-Allokation wurde Deutschland leicht übergewichtet. (Mit einem Anteil von 15% in deutsche Staatsanleihen hat sich das mit Blick auf die derzeitige Eurokrise bisher sicherlich als vorteilhaft erwiesen).
Unternehmensanleihen können attraktive Renditen bieten. Auch hier haben wir das Währungsrisiko minimiert und nur auf Euro-Anleihen gesetzt. Letztendlich sind ETFs auf Inflationsanleihen eine gute Absicherung der langfristigen Kaufkraft. Diese beiden Bond-Segmente sind mit jeweils 12,5% gewichtet.
Das Portfolio ist wie folgt investiert und wird einmal im Jahr auf seine Ausgangsgewichtung zurückgesetzt.
Wie bereits Eingangs erwähnt, soll es sich hierbei primär um ein realistisches Portfolio handeln, was relativ einfach für Investoren zu implementieren ist. Investoren, denen das noch zu viel ist, können den iShares DAX nicht berücksichtigen und auf der Rentenseite den iShares Barclays Capital Euro Aggregate Bond ETF investieren statt in deutsche Staatsanleihen und Unternehmensanleihen getrennt anzulegen. Alternativ können Anleger, die es granularer mögen, das Portfolio weiter diversifizieren, indem sie etwa die Aktien- und Anleihenallokation um jeweils 10% reduzieren und dafür in den ETFS Physical Gold und den iShares FTSE EPRA/NAREIT Developed Property investieren und damit eine Edelmetall- und (Aktien-)Immobilienquote aufbauen.
Mit den gesetzten Prämissen und den definierten Portfolios können wir uns nun der Performance-Analyse der drei Portfolios widmen.
Mit einem Startkapital von €1.000 und monatlichen Folgeinvestitionen von €100 ist Portfolio 1 fast 20% weniger Wert als beide ETF-Portfolios. Die Renditen von Portfolio 2 und unserem ETF-Korb wiederum zeigen vergleichbare Renditen, wobei der db x-trackers wesentlich besser diversifiziert ist als Portfolio 3. Der db x-trackers Portfolio TR Index ETF investiert derzeit in 10 ETFs (55% in Aktien, 45% in Anleihen); aber auch in diesem Portfolio besteht ein Home Bias hin zu Europa.
Der Performance-Unterschied zu den Mischfonds ist zum einen mit den Gebühren zu begründen. Portfolio 3 kostet lediglich 0,34% pro Jahr an Managementgebühren, der db x-tracker ETF verlangt 0,72%. Hierbei ist aber zu erwähnen, dass es sich beim db x-trackers um „All-in-Fees“ handelt, sprich es fallen keine jährlichen Umschichtungskosten wie bei Portfolio 3 an. Auch steuerlich könnte der db X-trackers vorteilhaft sein. Ganz anders das Bild bei aktiv verwalteten Mischfonds. Sie kosten im Schnitt 1,61% an Managementgebühren; fünfmal so viel wie Portfolio 3 und mehr als das Doppelte von Portfolio 2.
Die günstigeren Kosten der ETF-Portfolios sind sicherlich für einen Teil des Renditeunterschiedes verantwortlich. Die Grundaussage ist jedoch, dass robuste Portfolios, die möglichst verschiedene Risikoprämien vereinnahmen, wenig kosten und selten umschichten eine Alternative zu aktiv verwalteten Mischfonds darstellen.
Das Problem bei aktiv verwalteten Fonds ist, den richtigen Manager zu finden. In unserer Kategorie konnte in den letzten 3 Jahren der beste Fonds eine annualisierte Gesamtrendite von 11,7% erwirtschaften, der schlechteste verlor pro Jahr im Schnitt 7,8%. Die Spanne ist also sehr groß und folglich auch das Risiko für den Investor, einen schlechten Fonds zu erwischen. Hinzu kommt die Problematik, dass selbst die guten aktiven Fondsmanager selten in der Lage sind, konstant eine Outperformance zu erwirtschaften. Wer in einem Jahr der Beste seiner Peer Group ist, findet sich im Jahr darauf häufig nur im Mittelfeld wieder.
Fazit
ETF-Portfolios, egal, ob naiv gewählt oder von einem Manager diskretionär gemanagt, haben eine Reihe von Vorteilen gegenüber aktiv verwalteten Mischfonds. Unter den gegebenen Prämissen, insbesondere jedoch wegen der Schwierigkeit, den „richtigen“ aktiven Manager zu finden, stellt sich die Frage, ob ETFs nicht die bessere, weil sicherere Alternative für den Durchschnittsanleger darstellt.
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