Am Markt für Unternehmensanleihen war in der vergangenen Woche nichts von einem Sommerloch zu spüren. Zahlreiche Emittenten gaben neue Papiere aus. Von den Unternehmen, die wir unter Beobachtung haben, wurden neue Anleihen im Volumen von insgesamt 21,5 Milliarden Dollar gepreist. Das sind ungewöhnlich viele. Normalerweise gibt es im August nur wenig Neuemissionen zu vermelden, und der Monat ist einer der ruhigsten Zeiten im Jahr, weil die Investoren noch die letzten Ferientage in der Sonne genießen wollen. Doch die Anleger haben Geld, das sie investieren müssen, und die Zinsen sind noch immer so tief wie nie zuvor. Für die Emittenten eine gute Gelegenheit; viele von ihnen nutzen daher die Gunst der Stunde.
Die angebotenen Papiere fanden schnell einen Käufer, denn in Fonds, die in Unternehmensanleihen investieren, fließt immer noch viel Geld.
Im Schnitt verengte sich der Spread der im Morningstar Corporate Bond Index enthaltenen Papiere im Laufe der vergangenen Woche um 5 Basispunkte auf +176. Die Risikoaufschläge der Titel im Morningstar Eurobond Corporate Index verringerten sich um 13 Basispunkte auf +190. Nach wie vor sind die Spreads im Eurobond-Index im Durchschnitt weiter als die im U.S. Corporate Index. Noch. Solange Anleger risikofreudig bleiben, dürften sich die Aufschläge der europäischen Unternehmen weiterhin schneller verengen.
Das führt uns auch zu einem wichtigen Grund für die starke Nachfrage nach Unternehmensanleihen: die niedrigen Renditen von Staatspapieren. Gerade amerikanische Papiere notieren noch immer auf Rekordtiefs. Der Risikoaufschlag ist zu einem immer größeren Bestandteil der Erträge und der Gesamtrendite geworden. So bekommt ein Investor mit einem mit „BBB+” eingestuften Unternehmensbonds mit einem Spread von +165 Basispunkten einen mehr als doppelt so hohen Ertrag wie mit der 10-jährigen US-Staatsanleihe, die mit 1,60% rentiert. Den Risikoaufschlag, den Unternehmensanleihen seit April hatten, als sich die spanischen Staatsanleihen deutlich abschwächten, haben sie inzwischen wieder völlig wettgemacht. Mittlerweile sind die Spreads bei den Corporate Bonds so niedrig wie seit einem Jahr nicht mehr – und das, obwohl die Renditen sowohl auf spanische als auch italienische Staatsanleihen zurzeit höher sind als im April.
Investoren, die zwischen Dollar- und Euro-Investments hin- und herwechseln können, bietet das aktuell freundliche Umfeld für Euro-Unternehmensanleihen die Chance auf zusätzliche Gewinne. Langfristig orientierten Anlegern empfehlen wir aber, Dollar-Anleihen von Unternehmen Euro-Anleihen vorzuziehen, denn wir befürchten, dass die Probleme in Europa noch lange nicht gelöst sind.
Die Rendite spanischer Staatsanleihen nimmt wieder Kurs auf 7-Prozent-Marke
Und es gibt gute Gründe für etwas mehr Zurückhaltung in Europa: Die Kurse der spanischen Staatsanleihen sind zuletzt wieder etwas zurückgefallen, und die Rendite auf Titel mit zwei Jahren Laufzeit stieg um 23 Basispunkte auf 4,19%. Zehnjährige Staatsanleihen rentieren 6 Basispunkte höher bei 6,91% - womit die 7-Prozent-Marke wieder gefährlich nahe rückt. Zwar liegen diese Renditen deutlich unter ihren Höchstständen von Juli, doch der Risikoaufschlag zu deutschen Bundesanleihen ist weiterhin beachtlich. Es ist ein Indiz dafür, dass der Markt einem Default der beiden Länder eine hohe Wahrscheinlichkeit beimisst. Im Moment kann Spanien seine auslaufenden Schulden in neue Papiere "rollen" und das Haushaltsdefizit finanzieren, doch wenn die Zinsen auf diesem Niveau bleiben, müsste die spanische Wirtschaft rasch wachsen, damit das Land langfristig seine Finanzierung sichern kann. Doch davon ist das Land auf der iberischen Halbinsel weit entfernt.
Kein Silberstreif am Horizont
Die Notenbanken als stabilisierender Faktor rückten in der vergangenen Woche etwas in den Hintergrund an den Bond-Märkten. Dagegen sorgten nicht zuletzt Konjunkturdaten aus China für Bewegung. Dort fiel die Inflationsrate im Juli mit 1,8% in der Jahresrate auf den niedrigsten Wert seit dem 4. Quartal 2009, und auch das Wachstum der dortigen Industrie verlor an Dynamik. Am Markt wurde das als Anzeichen dafür gesehen, dass die chinesische Notenbank nun genug Spielraum für Hilfsmaßnahmen hat.
Auch die Daten zu den Auftragseingängen der deutschen Industrie sowie Deutschlands Industrieproduktion fielen zuletzt schlechter als erwartet aus, und am Dienstagmorgen bestätigten die Daten zum Wirtschaftswachstum Deutschlands und der Eurozone im zweiten Quartal die Pessimisten: Während die deutsche Wirtschaft zwischen April und Ende Juni noch leicht um 0,3 % zulegte, brach das BIP-Wachstum in der Eurozone ein: In Italien schrumpfte das BIP um 0,7%, in Belgien um 0,6 und in Spanien um 0,4%.
An diesem Mittwoch werden auch in den USA die Daten zur Industrieproduktion und zur Kapazitätsauslastung veröffentlicht. Allerdings stehen für den US-Investor momentan Nachrichten vom amerikanischen Arbeitsmarkt sowie Inflationsdaten im Vordergrund, schließlich gilt das als ausschlaggebend dafür, ob und wie die US-Notenbank noch einmal der Wirtschaft zu Hilfe eilt. Somit zählt sicherlich die Veröffentlichung der US-Konsumentenpreise am Mittwoch zu den wichtigsten Terminen in dieser Woche. Daneben werden in Kürze unter anderem die US-Einzelhandelsumsätze für Juli mitgeteilt sowie mehrere Stimmungsindikatoren wie der Empire-State-Index am Mittwoch und der Philly-Fed-Index einen Tag später. Zum Wochenabschluss folgt der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan. Für Schlagzeilen können natürlich auch immer aktuelle Nachrichten aus Griechenland sorgen, und die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum europäischen Rettungsschirm steht auch noch aus. Ein ruhiger Sommer sieht wahrlich anders aus.
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