Wenn Fondsmanager eine Aktie mit 4,5 oder 6% in ihrem Portfolio gewichten, dann gilt das in den meisten Fällen als Ausdruck einer starken Meinung. Im Fachjargon spricht man dann von einer „großen Wette“. Angesichts der jüngsten Kurskapriolen der Nokia-Aktie sind wir neugierig geworden und wollten wissen, ob sich Aktienfonds nach den vielen Enttäuschungen wieder an die Aktie des finnischen Handyherstellers herantrauen. Die Antwort lautet: ja und nein.
Doch zunächst der Versuch einer Standortbestimmung: Der ehemalige Handy-Weltmarktführer verliert seit Jahren an Boden und verbucht seit geraumer Zeit Quartal für Quartal hohe Verluste. Nokia versucht derzeit, mit neuen Kartendiensten und einer verbesserten Kamera den Comeback im Smartphone-Geschäft zu schaffen. Anfang September hat Nokia seinen Smartphone-Hoffnungsträger Lumia 920 mit dem Betriebssystem Windows Phone 8 von Microsoft vorgestellt. Das Gerät soll den Abstand zu Samsung (Android) und dem Apple-iPhone verringern. Gelingt damit der Durchbruch?
Eine Frischzellenkur hätte die Nokia-Aktie jedenfalls dringend nötig. In den vergangenen 5 Jahren brach der Kurs um bis zu 95% ein. Er markierte Mitte Juli seinen Tiefstkurs bei 1,36 Euro. Ende Juli fassten sich allerdings einige Anleger ein Herz und griffen zu: Der Kurs der Nokia-Aktie verdoppelte sich bis Ende August nahezu und stieg bis 2,70 Euro, um diese Woche wieder auf unter 2 Euro abzurutschen.
Kommen wir nun zurück zu unserer Ausgangsfrage: Waren viele Fonds dabei? Nein, Nokia ist auch heute nicht wirklich bei den Profis gefragt. Nach unseren Daten zählen nur wenige Fondsmanager zu den waagemutigen Investoren der jüngsten Zeit. Sie sind offenbar nach wie vor skeptisch.
Doch ganz außen vor sind die Kapitalsammelstellen allerdings nicht: Ein näherer Blick auf die Fonds, die die Nokia-Aktie halten, verrät, dass einige börsennotierte Indexfonds (ETFs) in substanziellem Maße in Nokia investiert sind.
Die untere Tabelle zeigt, in welchen Fonds die Nokia-Aktie per Ende August (vereinzelt auch per Ende Juli) enthalten war. Die fünf Fonds mit der höchsten Gewichtung der Nokia-Aktie sind ETFs, welche die Euro-Stoxx- und MSCI-Subindizes für Technologiewerte abbilden. Das ist nur logisch, denn ETFs machen nun einmal das, was ihnen ihr Referenzindex vorgibt. Sie folgen ihrer Messlatte möglichst genau.
Tabelle: Welche Fonds in der Nokia-Aktie zuletzt investiert waren
Erst auf dem 6. Rang findet sich ein aktiv verwalteter Fonds: Der BNP Equity Europe Technology hatte per Ende Juli Nokia mit knapp 4,5% gewichtet. Das klingt nach viel, ist aber in etwa eine neutrale Gewichtung gegenüber der Benchmark. Auch die Fonds Sherpa Absolute Return AMI und DNB halten eine halbwegs substanzielle Position in Nokia. Beide Fonds hatten im Laufe des Sommers ihre Nokia-Position sogar ordentlich aufgestockt: beide kauften je gut 130.000 Aktien. Kräftig zugekauft hat auch der von der DWS verwaltete Südwestbank Vermögensmandat Aktien, der per Ende Juli 2,9% seines Vermögens in Nokia investiert hatte: Im Juli kaufte das DWS-Management 800.000 Nokia-Aktien – den Frankfurtern gelant damit der Einstieg in der Nähe des historisch Tiefststandes von 1,36 Euro.
Doch wer jetzt mit vermeintlich verpassten Chancen hadert, sollte bedenken, dass auch auf den derzeitigen Niveaus die Nokia-Aktie keinesfalls eine sichere Bank ist. Das zeigt allein die Kursentwicklung seit Anfang September. Am Tag der Lumia-Vorstellung brach der Nokia-Kurs um gut 12% ein.
Doch wo liegt der faire Wert von Nokia? Unser Analyst Michael Holt hatte ihn zuletzt auf 2,40 Euro taxiert. Ein Kauf könnte sich laut Holt beim Kurs von 1,20 Euro lohnen, verkaufen sollte man bei 4,20 Euro. „Die Entscheidung von Nokia, es mit Microsoft zu versuchen, war natürlich sinnvoller, als es alleine mit Apple und Google aufzunehmen“, so Morningstar Analyst Holt. Allerdings sei der Erfolg damit noch längst nicht gesichert. Auch wenn der finnische Konzern überleben dürfte, seien die Wettbewerbsnachteile von Nokia inzwischen kaum noch wettzumachen.
Das sehen viele Fondsmanager genauso. Etliche haben sich mit der Hoffnung auf ein Comeback die Finger verbrannt. Noch 2010 hatte der prominente Fondsmanager Christoph Bruns für seinen Fonds Loys Global gut 960.000 Nokia-Aktien gekauft, die Ende des vorletzten Jahres immerhin noch bei gut 8 Euro notierten. Danach folgte der scheibchenweise Abstieg. „Die Nokia-Position war der größte Fehler, den wir 2010 gemacht haben, der Verfall der Margen wurde unterschätzt“, so Bruns Mitte 2011. Danach verstaubten die Nokia-Titel im Loys Global – bis zum Kurssprung im August: Bruns schlug in dem Monat 100.000 Aktien los. Mehr als Schadensbegrenzung war das freilich nicht.
Wer heute auf ein Comeback der Nokia-Aktie spekuliert, sollte nicht erwarten, dass aktive Fondsmanager das auch tun. Investoren müssen also die Aktie direkt kaufen, oder, und das scheint die bessere weil risikontrolliertere Wahl, auf einen Technologieaktien-ETF setzen. Sollte Nokia weiter abschmieren, wäre man dann zumindestens bei der Konkurrenz dabei.
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